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Dienstag, 6. Juli 2010

Kulturgeschichte im Kunstmuseum in Göteborg

Viele Besucher Göteborgs setzen ihre Füße nie in das Kunstmuseum Göteborgs, weil sie Kunst mit „langweiligen Porträts“ in Verbindung bringen und Gemälde als tot betrachten. Sie vergessen dabei, dass ein Großteil dieser Porträts jene Personen darstellen, die Geschichte schrieben, die Welt veränderten oder auch manchmal das einzige Bild sind, das uns heute zeigt wie ein bestimmter Künstler aussah.

Karin Parrow - Abend auf den Schären

Wer sich dann trotz seiner Vorbehalte auf den Weg in das Göteborger Kunstmuseum macht, entdeckt, dass er im Göteborgs Konstmuseum sehr viele Bilder findet, die die schwedische Lebensweise der letzten Jahrhunderte beschreiben. Man findet Schilderungen des Wochenendverhaltens, das Arbeitsleben und hunderte von Details, die die Vorfahren der heutigen Schweden auf ihren Tischen, Schreibtischen oder Schränken hatten. Es genügt dabei die Bilder der skandinavischen Abteilung des Kunstmuseums nur etwas genauer zu betrachten.

Julius Paulsen - Sommernachmittag mit Wind

Andere Bilder schildern das Leben vor hundert Jahren auf dem Lande oder die Arbeit an der Küste, aber sie zeigen auch mit welchen Geräten, in welcher Kleidung und auf welche Weise man früher arbeitete. Ohne Gemälde, wie man sie heute im Göteborger Kunstmuseum findet, wären bereits viele Trachten vergessen, die Volkstänze oft so interessant machen und oft würde man nicht wissen wozu ein Gerät, das man in einem technischen Museum oder dem Stadsmuseum Göteborgs findet, einst diente.

Geskel Saloman - Auswanderer auf dem Weg nach Göteborg

Auch die geschichtlichen Szenen der Gemälde des Konstmuseum in Göteborg zeigen nicht nur Kriege und Eroberungen, sondern auch Szenen, die das Leben von über einer Million Schweden Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts für immer veränderte und deren Geschichte in Göteborg heute das Emigranternas Hus füllt. Skandinavische Kunst erzählt bisweilen Ereignisse, die bis heute ihre Auswirkungen haben.

Marcus Larson - Brennender Dampfer

Wer aufmerksam durch die Säle mit den skandinavischen Künstlern im Kunstmuseum geht, findet auch viele Dokumente, die das Leben am und auf dem Meer schildern, Schicksale, die heute noch in Buch- oder Filmform Millionen von Menschen begeistern. Um entsprechende Filme realistisch gestalten zu können benutzen Regisseure oft die Fotografie der Vergangenheit, nämlich Gemälde aus einem Kunstmuseum wie jenem in Göteborg.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Montag, 28. Juni 2010

Göteborg im 18. Jahrhundert

Am 2. Juni 2010 öffnete das Stadsmuseum Göteborg die permanente Ausstellung „Göteborg im 18. Jahrhundert“, die sich in mehrere Teilbereiche aufteilt und die Kulturgeschichte eines Jahrhunderts beschreibt. Mit etwa 400 Ausstellungsstücken der Sammlung des Stadtmuseums wird der Besucher in eine Zeit zurückgeführt, in der Göteborg sowohl eine der bedeutendsten Militärstädte Schwedens war als auch die vermutlich bedeutendste Handelsstadt des Landes.


Die Ausstellung im Stadsmuseum zeigt weniger das Leben des gewöhnlichen Bürgers, sondern das Leben und die Umgebung jener, die der Stadt ihre Größe gaben und mit neuen Ideen die vorhergehende Gesellschaftsform zu Grabe trugen. Es handelt sich hierbei weniger um große Denker und Wissenschaftler, sondern vor allem um reiche Einwanderer, die neue Ideen nach Schweden brachten.


Allein schon das Gebäude, in dem das heutige Stadtmuseum untergebracht ist, ist ein Zeichen des 18. Jahrhunderts, da es von den Ostindien Kompanie als Lager und Auktionshaus ab 1747 erbaut wurde. Es ist daher auch selbstverständlich, dass man unter den Ausstellungsgegenständen auch Tee, Seide und Porzellan findet, das Schiffe wie die Ostindienfararen Götheborg einst aus Asien mitbrachten.


Während die militärische Geschichte Göteborgs des 18. Jahrhunderts sich vor allem auf die Beschreibung der Befestigung Göteborgs erstreckt, wobei auch die Holzkiste ausgestellt wird, wo einst der Schlüssel der Stadt unter permanenter Bewachung untergebracht wurde, wird die industrielle Geschichte jener Epoche an mehrere Beispielen sehr deutlich dargestellt, unter anderem an Hand des Carnegie Imperiums, das in jenem Jahrhundert Bier in Klippan braute und dort auch eine Zuckerraffinerie unterhielt.


Wer durch die vier Räume wandert in der das Göteborg des 18. Jahrhunderts dargestellt wird, findet natürlich auch Kleidung, Schuhe, Einrichtungsgegenstände oder auch Globen, die die Aufgliederung der Erde aus der Warte jener Zeit zeigen. Mehrmals ergänzen dokumentarische Filme die ausgestellten Gegenstände, so dass der Besucher auch die Verbindung zur Gegenwart verstehen lernt.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Montag, 15. März 2010

Kulturgeschichte der Vasagatan in Göteborg

Fast jede der alten Straßen Göteborgs hat seine Geschichte, die eng mit seinen Bauten und seinen Bewohnern verknüpft ist. So wie man die Södra Hamngatan als frühere Bankenstraße bezeichnen kann oder die Östra Hamngatan als Straße der Kaufhäuser, so gilt die Vasagatan als jene der Kultur. Die Geschichte zahlreicher Gebäude ist hier direkt oder indirekt mit Wissenschaft und Kunst verbunden.


Ab Ende des 19. Jahrhunderts wohnten hier zahlreiche Großunternehmer, die mit ihren Spenden und Stiftungen als Wohltäter in die Geschichte der Stadt eingingen. Und auch heute noch werden Namen wie Hedlund, Wijk oder Röhsska mit der Vasagatan verbunden und wer von Kunstausbildung redet, denkt unmittelbar an die Kunsthochschule Valand, die ihre Wurzeln im Valandhuset hat.


Wissenschaft war in der Vasagatan vom ersten Tag an von Bedeutung, denn hier öffnete im Jahre 1891 die Göteborger Universität, die heute sein Verwaltungsgebäude an der ursprünglichen Einrichtung hat, ab 1891 wurde die heutige Universitätsbibliothek an der selben Straße geschaffen, und nur wenige Häuser vom Universitätsgebäude entfernt findet man auch das renommierte Schillerska Gymnasium, das hier 1880 erbaut wurde. Diese Bauten beeinflussen die Vasagatan bis heute sehr stark, was man an den Cafés und günstigen Restaurants entlang der Vasagatan feststellen kann.


Bereits einige Jahre bevor die Universität an der Vasagatan erbaut wurde entstand an der Kreuzung zur Avenyn im Valandshuset die erste Kunstschule Göteborgs, aus der einige der bedeutendsten schwedischen Künstler hervorgingen. Auch das sogenannte Zwergenhaus in der Vasagatan ist eng mit Kunst und Grafik verbunden, wobei der Familienname Hedlund nicht nur mit diesem Gebäude, sondern auch mit zahlreichen anderen Häusern der Straße in Verbindung gebracht werden kann.


Die Vasagatan gehört, zusammen mit der Södra und der Norra Hamngatan zu jenen Straßen, in denen noch die meisten Bauwerke zu finden sind, die Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut wurden und damit auch die typischen Fassadenauschmückungen Göteborgs behalten haben, die jedem Patrizier- und Handelshaus jener Zeit einen persönlichen Charakter gaben.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin - Alte Fotos: Stadsmuseum Göteborg