Vom 12. November 2011 bis zum 15. Januar 2012 findet man im Ausstellungsraum des Hasselblad Centers in Göteborg eine Ausstellung mit einigen der wichtigsten Werken des diesjährigen Preisträgers des Hasselbladpreises 2011, der dieses Jahr an den libanesischen Künstler Walid Raad vergeben wurde. Walid Raad, der heute in Beirut und in New York wohnt, gilt als der bedeutendste Gegenwartskünstler des Nahen Ostens.
Walid Raad, dessen Werke aus Fotografien, Videos und textlichen Anmerkungen bestehen, gleichen mehr einer Performance als einer Fotoausstellung. Der Inhalt hingegen ist Geschichte und Zeitgeschichte aus einer Welt, die im letzten Jahrhundert vom Krieg geprägt war und nun eine Art Auferstehung erlebt, die die vergangenen Erlebnisse ausradieren soll. Walid Raad bringt den Besuchern des Hasselblad Centers diese selbst erlebte Geschichte ab 1987 näher, ergänzt von einem „Notizbuch“ von Dr. Fadl Fakhouri aus den Jahren 1958/59.
Die Ausstellung Walid Raad besteht aus neun verschiedenen Teilen, wobei ein Teil davon Projekte des Künstlers für die Atlas Group sind, die insbesondere den libanesischen Krieg zwischen 1975 und 1990 dokumentieren. Die Mehrheit der Fotos scheinen auf den ersten Blick friedlich, oder die Ruhe vor und nach dem Sturm zu sein, denn Walid Raad versuchte das Leben zwischen den Bomben einzufangen, die einzige Zeit, in der er sich mit der Kamera frei bewegen konnte.
Während Walid Raad sich bei der Serie „We decided to let them say, 'we are convinced,' twice“ sich frei zwischen israelischen Panzern bewegt, die auf den Vormarsch oder den Rückzug warten, fotografiert der Künstler bei „Let's be honest, the weather helped“ die Einschüsse in Häusern, Bäumen und Fahrzeugen. Allerdings hat er dabei jeden Einschuss mit einem bunten runden Aufkleber versehen und, wie er selbst sagt, die Farbe gewählt, mit der die Munition markiert ist, damit man sie dem herstellenden Land zuschreiben kann.
Im Hasselblad Center findet man auch die Serie „Sweet Talk“, die Walid Raad im Jahre 1987 begann und weiterhin in AHassrbeit ist, eine Geschichte um Beirut, seine Bauten und seine Bewohner. Da Walid Raad teilweise die gleichen Orte im Abstand von mehreren Jahren fotografierte, kann man an der ausgestellten Serie die Entwicklung der Stadt entdecken, wie vom Krieg zerstörte Gebäude in neuem Glanz entstehen und wie eine zerstörte Stadt sich zu einer Metropole entwickelt.
Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin
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