Das Göteborg International Film Festival bietet während seiner Workshops und Vorträge auch die Möglichkeit im Rahmen von „Work-in-Progress“ einen Eindruck von kommenden Filmen zu bekommen und dabei mit den Regisseuren, Schauspielern und Produzenten zu diskutieren. Eines dieser Treffen im Jahre 2012 hatte den Film „Dom över död man“ von Jan Troell zum Thema, einen Film, der bisher noch nicht endgültig vertont und geschnitten ist.
„Dom över död man“ ist die Verfilmung des vielleicht bedeutendsten Lebensabschnitts von Torgny Segerstedt, eines Journalisten, der nahezu auf verlorenem Posten auf die Gefahren des deutschen Naziregimes aufmerksam machte und dabei mit unzähligen Problemen eines deutschfreundlichen Landes zu kämpfen hatte. Jan Troell will diesen Kampf eines Einzelnen als Kinofilm auch einem jungen Publikum näher bringen, da die Gefahr des Rechtsextremismus auch heute wieder wächst.
Bevor die Diskussion über Jan Troells Film „Dom över död man“ jedoch begann, wurde den etwa 200 Teilnehmern der Diskussionsrunde ein zwölf Minuten langer Zusammenschnitt des neuen Film gezeigt, damit jeder einen Eindruck vom Film über Torgny Segerstedt bekommen konnte, wobei bereits bei diesem kurzen Auszug die Arbeitsweise Jan Troells deutlich hervortrat, denn der Film geht nicht nur über einen Mann, der sich gegen die Bevormundung von König und Regierung wehrt, sondern auch um die privaten Probleme, die entstehen, wenn man gegen den offiziellen Strom schwimmt.
Jan Troell hat auch mit über 80 Jahren seine kritische Schärfe nicht verloren, die ihn immer wieder dazu verleitet ein ungewöhnliches Bild von Schweden zu zeigen, denn für Troell hat Schweden auch viele dunkle Seiten, was er bereits 1971 bei seinem Film „Die Auswanderer“ sehr deutlich zeigte. Ungewöhnlich für seinen neuen Film „Dom över död man“ ist jedoch, dass er Jesper Christensen für die Rolle Torgny Segerstedt wählte, einen Dänen, der weder Schwedisch spricht, noch aber viel von der Problematik eines Torgny Segerstedts und der damaligen Rechtsbewegung Schwedens weiß. Bei den kurzen Szenen, die im Göteborger Lagerhaus gezeigt werden, wird jedoch sofort deutlich, dass Jan Troell keine bessere Wahl treffen konnte.
Vielleicht ist die Stärke der Filme von Jan Troell auch in seiner persönlichen Geschichte zu suchen, denn er drehte seine ersten Kurzfilme in den 50er Jahren für seinen persönlichen Unterricht, bevor er sich dann in den 60er Jahren ganz der Kinoindustrie zuwandte, erst als Kameramann und 1966 mit „Här har du ditt liv“ dann als Regisseur. Bereits dieser erste Langfilm Troells ist typisch für seine gesamte Filmwahl, denn der Film ging um Olof, den Reformator der schwedischen Kirche.
Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin
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