Die Göteborger Buchmesse 2011 hatte mehrere Höhepunkte, wobei auch jeder Besucher eine andere Erwartung an eine Messe diesen Ausmaßes setzt. Die deutschsprachige Literatur sollte im Grunde einer dieser Höhepunkte sein, was jedoch nicht unbedingt gelang, denn die Gänge auf dem Stand waren zu eng, die Informationen über die Literatur von Deutschland, Österreich und Schweiz zu gering und die verschiedenen Präsentationen und Seminare konnten es nicht schaffen die literarische Vielfalt dieser drei Länder zu zeigen. Bisweilen bekam man das Gefühl, das die Autoren nur die Staffage der Verlage waren und nicht die Hauptpersonen.
Mit einer Ausnahme, denn die Nobelpreisträgerin Herta Müller, die im Jahre 1987 von Rumänien nach Deutschland kam und den Nobelpreis für ihre Schilderungen der rumänischen Diktatur erhielt, zog mit ihren wenigen öffentlichen Erscheinungen auch ein bedeutendes schwedisches Publikum an. Herta Müller, die alle Fragen der Journalisten sehr offen beantwortete, hat mit Sicherheit den Nobelpreis für ihre Werke verdient, aber man kann sich natürlich die Frage stellen inwieweit die Autorin wirklich auch die deutschsprachige Literatur vertritt.
Ein weiterer Höhepunkt der Göteborger Buchmesse 2011 war ebenfalls ein Nobelpreisträger, nämlich Mario Vargas Llosa, der sich mehrmals einem großen Publikum stellte und unter anderem über die Zukunft des Buches und den Einfluss der Media auf die Literatur sprach. Aber auch hier war ein kleines Minus zu verzeichnen, da die Übersetzerin nur teilweise in der Lage war die langen und schnell gesprochenen Sätze des Autors gut in Schwedisch wiederzugeben. Um die Feinheiten der Reden und der Diskussionspunkte von Mario Vargas Llosa zu verstehen, war man nahezu gezwungen Spanisch zu sprechen.
Ein Höhepunkt, der sich jedes Jahr auf der Göteborger Buchmesse wiederholt, ist natürlich die Anwesenheit von hunderten von schwedischen Autoren, die nicht nur ihre Bücher vorstellten, sondern auch über die verschiedensten Themen aus der Welt der Literatur sprechen.Allerdings war auch hier war ein kleines Minus zu finden, denn Åke Edwardson, der zahlreiche Kriminalromane im Göteborger Milieu schrieb, zeichnete sich bei den Seminaren mit seiner Abwesenheit aus, die fast schon als notorisch bezeichnet werden kann.
Als weiteren Höhepunkt kann man, außer der Erscheinung von Nina Hagen und Lars Vilks, auch die vielen kleineren Verlage betrachten, die nur wenige Bücher auf den Markt bringen und die literarischen Vereine, die es auch ihren einzelnen angeschlossenen Autoren ermöglichen ihre Bücher auf einer Buchmesse anzubieten. Besonders hervorzuheben ist dabei vielleicht die Nordländische Literaturgesellschaft (Norrländska Litteratursällskapet), die nicht nur Schreibkurze in Nordschweden anbietet, sondern auch seit 30 Jahren die Literaturzeitschrift „Provins“ auf den Markt bringt, und dadurch nordschwedischen Autoren bei ihrem Durchbruch hilft.
Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen