Mittwoch, 30. September 2009

Das Gewächshaus, genannt Palmhuset, in der Trädgårdsföreningen in Göteborg

Georg Löwegren, der ab 1860 Direktor des Gartenvereins, der Trädgårdsföreningen, in Göteborg war wollte seit seinem Amtsantritt ein Palmhuset, also ein Gewächshaus für Palmen, in der Parkanlage haben. Als Modell nahm er den Crystal Palace, der 1852 in London anlässlich der Weltausstellung eröffnet wurde. Trotz der enormen Kosten konnte er seinen Traum 1878 erfüllen, und das in Schottland gefertigte Gewächshaus konnte in Göteborg aufgestellt werden.


Das Palmhuset in der Trädgårdsföreningen ist heute in fünft Abteilungen untergliedert. Die hohe Eingangshalle dient natürlich den Palmen für die das Gewächshaus ursprünglich auch gebaut wurde. Der Besucher kann hier rund 30 verschiedene Palmarten bewundert und auch ihre Blüte miterleben.


Die Türen nach rechts führen in das Gebäude mit den exotischen tropischen Gewächsen. Hier kann man die Ixore aus Indien betrachten, die Alokasie mit ihren hell gerippten Blättern oder auch einen Kakaubaum, der im Herbst grüne Früchte und neue Blüten gleichzeitig zeigt. Nach einer weiteren Tür gelangt man dann in das Wasserhaus, das Vattenhuset mit den erstaunlichsten Gewächsen und Blüten dieser Welt.


Um in die beiden anderen Räume des Palmhusets zu gelangen muss man zurück bis zur Palmenabteilung, und wieder durch eine Tür gelangt man in einen Raum, der zum Teil für die jährlichen Ausstellungen gedacht ist und im anderen Teil einige der bedeutendsten Mittelmeerpflanzen zeigt. Hier findet man Korkeiche, Baumheide, Myrthe und andere Gewächse, die man sonst nur am Mittelmeer zu sehen bekommt.


Der letzte Raum ist schließlich den Kamelien und artverwandten Gewächsen gewidmet. Hier findet man, außer zahlreichen Kamelias, auch Tee, Hibiscus, Feijoa oder andere Pflanzen, die im Freien den Göteborger Winter nicht überstehen würden. Da es sich im Palmhuset um Pflanzen handelt, die auch von der anderen Seite der Erde kommen kann man im Gewächshaus der Trädgårdsförenigung nahezu das ganze Jahr über Blüten und Früchte entdecken.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Dienstag, 29. September 2009

Die Katholische Kirche Kristus Konungen in Göteborg

Obwohl die katholische Versammlung in Göteborg bis ins Jahre 1862 zurückreicht wurde die Kirche Kristus Konungen erst im Jahre 1938 eingeweiht. Die Kirche, die bei Göteborgern oft Hedendomen genannt wird liegt zwischen Exercisheden und der Trädgårdsföreningen. Die Katholische Kirche wurde in Form einer Basilika erbaut, über ihre Geschichte ist kaum etwas bekannt.


Der Gottesdienst in der Kirche Kristus Konungen wird nach altem katholischem Ritual gehalten, was zum Teil auch Messen in Latein beinhaltet. Ihr Dekor richtet sich ebenfalls gänzlich nach katholischer Tradition, wobei die Wandmalerei über dem Hauptaltar die Kirche dominiert. Jesus, der wie vom Himmel angezogen wird segnet seine Gemeinde, völlig umgeben von Tiefbau, das nach katholischem Glauben die Unschuld ausdrückt.


Zu seiner Rechten und Linken sitzen Maria und Josef über denen die Friedenstauben schweben und die kniend zu ihrem göttlichen Sohn aufsehen, der fast schon zu entschweben scheint. Christus ist in der Kirche überall präsent, in den Glasfenstern und auch am Holzkreuz, das unmittelbar hinter dem Eingang zu sehen ist.


Eine bedeutende Rolle hat auch Maria, die Mutter Gottes, in jeder katholischen Kirche. Ihre Staue mit dem Jesuskind auf dem Arm steht, wie üblich, rechts vor dem Altar. Wie bei jeder klassischen Abbildung Marias trägt sie einen blauen Mantel, der ihre Unschuld symbolisiert und ein Zeichen der unbefleckten Empfängnis ist.


Eine Besonderheit der Katholischen Kirche in Göteborg ist auch ihre Walkerorgel von 1907, die am 16. Januar 2010 eingeweiht wird. Eine Pfeifenorgel darf in keiner katholischen Kirche fehlen, denn nach katholischer Tradition glaubt man, dass der Klang dieses Instruments nicht nur jede kirchliche Zeremonie zu einem Höhepunkt bringt, sondern auch die Gedanken der Gläubigen Gott näher bringen.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Montag, 28. September 2009

Schwedische Nationalparks vor dem Universeum in Göteborg

Nicht jede Ausstellung in Göteborg wird in einen Saal gepresst und dadurch nur jenen zugängig gemacht, die erst einmal ihre Schwellenangst überwunden haben. Wie schon die Ausstellung Signspotting Project vor dem Världskulturmuséet, so wurde nun auch eine Fotoausstellung über die Nationalparks Schwedens vor die Türen des Universeums gestellt, die rund um die Uhr betrachtet werden kann.


Der Anlass zur Ausstellung Nationalparks Schwedens ist das 100jährige Jubiläum der schwedischen Nationalparks. Vor genau hundert Jahren wurden in Schweden die ersten neun Nationalparks geschaffen und haben dadurch eine weltweite Bewegung ausgelöst, die zum Ziel hat die Natur zu schützen. Heute findet man in nahezu jedem europäischen Land Naturparks nach schwedischem Modell.


Um die Ausstellung Schwedische Nationalparks und das entsprechende Buch, zusammenzustellen, reiste der Fotograf Claes Grundsten jahrelang durch Schweden, erkletterte Berge, durchquerte Sumpfgebiete und trotzte häufig den Gewalten der Natur. Das Ergebnis dieser Reisen kann noch bis zum 11. Oktober vor dem Eingang zum Universeum in Großformat betrachtet werden.


Vor wenigen Tagen hat Schweden nun seinen 29. Nationalpark gegründet, in einem Land, von dem viele glauben, dass hier ohnehin die Natur dominant sei und ein entsprechender Schutz überflüssig sei. Sie vergessen dabei jedoch, dass der Kreislauf der Natur und das ursprüngliche Leben einer Region nur noch erhalten werden kann wenn es auch intensiv geschützt wird.


Claes Grundsten, der Fotograf der Bilder, hat mittlerweile 13 Bücher über die Natur Schwedens geschrieben und fotografiert. Er wurde 1996 der schwedische Naturfotograf des Jahres, erhielt 2001 den Pandabuchpreis und 2003 den Umweltpreis des Civilingenjörförbundets. Er gehört zu den zur Zeit weltweit bekanntesten Naturfotografen.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Sonntag, 27. September 2009

Höhepunkte und Tiefen der Buchmesse in Göteborg

Die Göteborger Buchmesse 2009 war erneut ein Erfolg, auch wenn es scheint, dass viele Länder die Bedeutung dieser Messe bis heute nicht erkannt haben und damit auch einen bedeutenden Zugang zu schwedischer Literatur und schwedischer Kultur verpassen. So mancher Verlag, der hofft auf der Frankfurter Buchmesse sein skandinavisches Glück zu finden hat leider 80% des literarischen Geschehens in Schweden verpasst, nur weil er Göteborg meiden wollte.


Die Buchmesse Bok & Bibliotek in Göteborg ließ auch Frauen zur Rede kommen, die das Buch als Waffe benutzen und politische Missstände dieser Welt aufzeigen. So sprach Parvin Ardalan, die bedeutendste Frauenrechtlerin Irans nicht nur über die letzten Wahlen im Iran, sondern vor allem über die Rolle der Frau im Iran und ihre Rechte. Sie wurde von der Frauenzeitschrift Bang eingeladen, die zur Messe das Heft Fria ord herausgab.


Lydia Cacho aus Mexiko sprach während der Göteborger Buchmesse über ihre Erlebnisse mit Kinderprostitution und der Verknüpfung von Polizei, Politik und Prostitution in Mexiko. Seit sie einen Pedophilenring des Landes auffliegen ließ steht sie unter ständigen Morddrohungen und muss um ihr Leben fürchten, während jene, die für Menschen-Trafficking verantwortlich sind in Luxus leben.


Etwas Besonderes bot sich auch einer anderen Schicht von Frauen. Verfasser von Kochbüchern und Fernsehköche hatten auf der Messe eine komplette Küche eingerichtet in der non-stop bekannte Persönlichkeiten am Herd standen um in life ihre Künste vorzuführen. Diese Veranstaltungen waren im Schnitt ebenso gut von Frauen besucht wie jene, die politische Missstände aufzeigten. Nirgends blieb ein Stuhl leer.

Aber es gab natürlich auch einige Minuspunkte, da, zum Beispiel der Baskische Autor Bernardo Atxaga nur wenige seiner Gedichte selbst lesen konnte und das Gespräch mit ihm nur in englisch ablief, was jedoch verständlich ist wenn man einen Literaturkritiker und Übersetzer die Veranstaltung bestreiten lässt. Besucher, die Bernardo Atxaga hören wollten verließen den Raum teilweise bereits nach 15 Minuten schwedischer Übersetzungen, die von Lasse Söderberg vorgetragen wurden.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Samstag, 26. September 2009

Finnland bei Bok & Bibliotek 2009, der Buchmesse in Göteborg

In Schweden leben rund 400.000 Bürger mit finnischem Hintergrund. Und auch die Geschichte Schwedens und Finnlands war während der letzten Jahrhunderte eng miteinander verknüpft. Aber auch heute sind noch viele Bereiche des Lebens, vor allem im Norden Schwedens, nur in Zusammenarbeit mit Finnland zu lösen. Kein Wunder also, dass Finnland auch eine bedeutende Rolle bei der 25. Göteborger Buchmesse Bok & Bibliotek einnimmt.


Vor genau 200 Jahren wurden Finnland und Schweden unabhängige Länder. Kein Wunder daher, dass während dieser Buchmesse nun auch zahlreiche Publikation aus Finnland und Schweden zu Schwedisch-Finnischen Themen zu finden sind und zahlreiche runde Tische ebenfalls das Verhältnis und die Entwicklung dieser beider Länder mit so unterschiedlichen Sprachen beleuchten und diskutieren.


Allein am Stand Finnlands finden bis Sonntag 47 runde Tische über historische, politische und gegenwärtige Themen zu Finnland statt. Mehrere Gespräche betreffen die Rolle der Frau in der Entwicklung Finnlands, wobei die Historikerin Anu Lahtinen der Universität in Turku mit ihrem Thema Frauen und ihr Einfluss vor 500 Jahren am weitesten in der Zeit zurückgreift und mit klaren Worten darstellt welche Möglichkeiten die Frauen Finnlands in der Vergangenheit auf Politik und Wirtschaft hatten.


Eine Ausstellung zum schwedischen Tourismus in Finnland in den Vorkriegs- und vor allem den Nachkriegsjahren begleitet Buchpräsentationen und Gespräche zum schwedisch-finnischen Thema. Plakate aus den 50er und 60er Jahren, einige davon vom weltweit bekannten Göteborger Plakatmaler Walter Bjorne, bieten ein deutliches Bild wie von schwedischer Seite aus der Tourismus nach Finnland beworben wurde, was also Finnland für Schweden interessant machte, Vorurteile eingeschlossen.


Einer der parallel veranstalteten runde Tisch mit dem Thema Schweden und Finnland – ein Paar, das sich anstrengt vereinte Literaten, Kritiker und bedeutende Journalisten wie Mark Levengood, Miika Nousiainen, Merete Mazzarella, Jörn Donner und Janina Orlov, die als Finnlandschweden ihr Verhältnis zu Schweden und Finnland diskutierten, so das Problem in Finnland Schwedisch zu sprechen und in Schweden dann Schwedisch für Einwanderer absolvieren zu müssen, obwohl sie nie etwas anderes als Schwedisch sprachen.


Aber auch Sprache und Sprachunterricht von Gestern und Heute ist eine Thema der Göteborger Buchmesse. Am Finnischen Stand nahmen, unter anderem, zwei bedeutende schwedische Politiker an der Diskussion Finnisch in Schweden und Schwedisch in Finnland teil. Maria Wetterstrand, die Sprecherin der schwedischen Grünen, die mit einem finnischen Politiker verheiratet ist spricht z.B. über die Bedeutung der Doppelsprachigkeit von Kindern (auch der eigenen). Beim Gespräch über Sprache kommen natürlich auch sehr kritische Themen zur Sprache, so dass in Finnland auf Grund einer europäischen Verordnung immer weniger Schüler Schwedisch lernen oder dass finnische Einwanderer in Schweden mit ihren Kindern nur Schwedisch reden sollten obwohl sie der Sprache gar nicht mächtig waren.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Freitag, 25. September 2009

Bok & Bibliotek, mehr als nur eine Buchmesse in Göteborg

Während in den meisten Buchmessen der Welt vor allem Vertreter eines Verlages Bücher vorstellen und daher ein geistiges Werk in dritter Hand präsentieren geht die Göteborger Buchmesse einen anderen Weg. So sind unter anderem über 500 schwedische Autoren auf der Buchmesse vertreten, die nicht nur Papier sprechen lassen, sondern auch persönlich ihre Werke vorstellen.


Ein Buch, bei dem auch der Autor zum „anfassen“ ist und der sein letztes Werk öffentlich vorstellt verliert die Unpersönlichkeit und kann daher einen Leser auf ganz andere Weise fesseln als ein Werk, das nur über Rezensionen verherrlicht oder zerrissen wird. Bei Bok & Bibliotek erfährt man die Hintergründe eines Buches und erfährt die Motivation des Autors, was einem Buch Leben einhaucht.


Wer zum Beispiel aus dem Munde Rosa Monteros erfährt, dass sie ihr erstes Buch als „Jugendsünde“ betrachtet wird es auf andere Weise angehen als ohne diese Information. Und wer ihre Einstellung zum Schreiben kennt, die sie mit „escribir es tan intensa como amar“ beschreibt, kann die Stärke ihrer Worte erfassen, einer Frau, die sagt, dass sie während der Aktion des Schreibens immer zwischen zwei Welten verkehrt und vom Schreiben von eines „pasión“ spricht.


Und selbst ein Jugendbuch wie De starkare von Ingmar Frimansson versteht man besser wenn man aus ihrem Mund hört, dass sie das Buch gar nicht schreiben wollte sondern der Anlass ein Preisausschreiben einer Zeitung war, sie aber vom Thema so gefangen wurde, dass sie nach Ende der Ausschreibung ihre eigene Version über jugendlicher Einwanderer schreiben musste, die von Zusammenprall zweier Kulturen spricht. Und es wird von Bedeutung, dass ein Haus, an dem sie täglich vorbeiging und in dem Immigranten untergebracht waren abbrannte, wie jenes, das sie in ihrem Buch abbrennen ließ.


Und selbst ein historischer Roman von Jan Guillou bekommt eine andere Form wenn man ihn über Geschichte und sich selbst reden hört. Nachdem man ihm 20 Minuten am Stand der Buchmesse in Göteborg gelauscht hat beginnt man sich eine Meinung über den Autor zu machen und sieht seine Bücher nicht mehr losgelöst von seiner persönlichen Denkweise sondern beginnt sie von seiner Warte aus zu sehen.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Donnerstag, 24. September 2009

Bokmässan, die skandinavische Buchmesse in Göteborg

Zum 25. Mal veranstaltet Bok & Bibliotek die Göteborger Buchmesse in der Svenska Mässan Göteborg. Bereits im letzten Jahr konnte die größte Skandinavische Buchmesse während der vier Messetage über 100.000 Besucher zählen. Alles spricht dafür, dass die diesjährige Buchmesse diese Zahl noch übertreffen wird.


Die Veranstalter der Göteborger Buchmesse, Anna und Bertil Falck, präsentieren dieses Jahr nicht weniger als 2300 Programmpunkte und damit mit Sicherheit jedem Buch- und Literaturinteressenten mehr als nur ein Ereignis. Auch wenn Bücher im Vordergrund einer Buchmesse stehen, so kann man jedoch nicht die 442 runden Tische vergessen und die hunderte von Autoren, die an einem oder anderem Moment präsent sind.


Der Schwerpunkt der 25. Göteborger Buchmesse ist Spanien und spanischsprachige Literatur. Nicht nur, dass die spanische Autorin Rosa Montero die Messe mit eröffnen wird, denn während der Buchmesse kann man einige der bedeutendsten Autoren aus Spanien und den spanischsprachigen Ländern persönlich auf dem Messegelände antreffen. Autoren wie Isabel Allende, Guillermo Arriaga, Javiér Marías oder Nuria Amat nehmen selbstverständlich an der diesjährigen Messe teil.


Es ist jedoch kein Zufall, dass gerade dieses Jahr Spanien in den Vordergrund dringt, denn die spanische Sprache und seine Kultur dringen jedes Jahr mehr nach Skandinavien vor. Spanisch wird heute, aus den verschiedensten Gründen, von weitaus mehr Schülern in Schweden gewählt als Deutsch oder Französisch, die früher bei der Sprachwahl in Führung lagen. Spanische Literatur wurde daher ein Bedürfnis für den skandinavischen Markt.


Aber auch wenn spanische und südamerikanische Literatur das Thema der Bokmässan, der Göteborger Buchmesse, ist, so darf nicht vergessen werden, dass auch eine fast unendliche Liste an schwedischen Autoren während der vier Messetage anwesend sein werden und an Diskussionen und runden Tischen teilnehmen. Es gilt als selbstverständlich, dass Autoren wie Kajsa Ingemarsson, Anna Jansson, Inger Frimansson oder Jonas Gardell die Göteborger Buchmesse nicht versäumen wollen.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Mittwoch, 23. September 2009

Eine Stadt für Fahrräder: Göteborg

Göteborg verfügt über rund 450 Kilometer Fahrradwege, die fast jeden Teil der Stadt miteinander verbinden. Es gibt kaum eine Stelle der Stadt, die nicht innerhalb von 20 Minuten mit dem Fahrrad erreicht werden kann. Sehr viele Stellen erreicht man mit dem Fahrrad selbst weitaus schneller als mit einem Auto, so dass es kein Wunder ist, dass mittlerweile jedes Jahr mehr Göteborger ganz zum Fahrrad greifen, wenn sie zur Arbeit fahren.


Dass es natürlich nichts nützt wenn man immer mehr Fahrradwege schafft wenn es dann nicht die entsprechenden Unterstellplätze gibt ist der Stadt Göteborg ebenfalls klar. Dies ist auch der Grund, warum die Stadt bereits rund 3000 kostenlose Fahrradparkplätze errichtet hat an denen jedes einzelne Fahrrad angekettet werden kann. Problemstellen sind leider nach wie vor jene rund um die Centralstationen, den Hauptbahnhof und den Busbahnhof, denn hier wird im Schnitt jedes dritte Fahrrad gestohlen oder beschädigt. Die örtlichen Behörden sind daher dabei in dieser Umgebung ein besseres System zu entwickeln.


Ein gutes Fahrradnetz verlangt natürlich auch eine Lösung wenn mal die Luft ausgeht oder 10 Kilometer von zu Hause eine kleinere Reparatur nötig wird. Auch an diesem Problem hat Göteborg gearbeitet, indem das Verkehrsamt ein Netz an Pumpstationen neuerer Generation aufbaut, die alten Stellen erneuert und mit zahlreichen Fahrradhändlern der Stadt ein Abkommen geschlossen hat. Zur Zeit bieten 31 Stellen, außer kostenloser Luft, auch kostenlose Hilfe bei einer Fahrradpanne an, indem sie Werkzeug zur Reparation zur Verfügung stellen.


Wie aber alle Fahrradwege finden, einen Ausflug planen oder sich als Neu-Göteborger zurechtfinden? Auch dieses Problem hat die Stadt gelöst, indem sie Karten mit den Fahrradwegen auf Internet veröffentlicht und zusätzlich noch einen Online-Reiseplaner anbietet wo man nur Ausgangsort und Zielort angeben muss um die idealste Verbindung per Fahrradweg geboten zu bekommen.


Als letzter Schritt wird mittlerweile auch noch der Fahrradverleih ausgeweitet, der seine ersten Schritte im Jahre 2005 nahm. Mittlerweile kann man an rund 60 Stellen in Göteborg ein Fahrrad mit Hilfe einer einfachen Kreditkarte mieten, egal ob man das Fahrrad nur wenige Stunden benutzen will oder während seines Urlaubs in Göteborg.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Dienstag, 22. September 2009

Verschwundene und zerstörte Kunst in Göteborg

Öffentliche Kunst in Parks, auf öffentlichen Plätzen oder an Gebäuden sind nicht nur ein Kunstwerk und ein Wertgegenstand, der der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wird. Plaketten, Skulpturen, Büsten oder Statuen sind auch die wochenlange Arbeit eines Künstler und viele erzählen eine Geschichte, die mit dem Verschwinden des Kunstwerks ebenfalls verschwindet.


Zu den ”kleineren” Übeln gehören fast schon Vandalismus, bei dem Teile eines Kunstwerks beschädigt werden, die anschließend wieder an ihre ursprüngliche Stelle zurückkommen, oder die Schmiererei Jugendlicher, die ihre Farbsprays an Kunstwerken ausprobieren. Nicht dass all dies ein Kunstwerk schöner machen würde, aber dabei werden ja ”nur” die Steuerzahler dazu gezwungen höhere Abgaben zu zahlen, da jede Reinigung, jede Reparatur Geld kostet.


Bei anderen Fällen kann man sich die Frage stellen wie es möglich ist, dass auch offizielle Stellen Kunst vernichten können, denn das Werk Solur von Christian Berg, das von 1973 bis 2007 am Röhsska Museum stand musste dort weichen und beim einfachen Umzug zur Trädgårdsföreningen verschwanden Teile und heute steht nur der Sockel der Skulptur an einer Ecke des Parkes.


Parks sind in Göteborg von Kunstdiebstahl am meisten betroffen, denn die Büste Karl Gerhards von Carina Ari oder eine Bronzeplakette vom Gustav Adolf Torg sind unwiederbringlich verschwunden. Die Büste verschwand erst beim dritten Versuch endgültig, denn das erste Mal fand man sie in den Büschen wieder, da der Dieb vermutlich gestört wurde und das zweite Mal entdeckte man sie im Kofferraum eines Autos. Das dritte Mal war der Dieb jedoch erfolgreich.


Besonders betroffen von Diebstählen ist der Kungsparken, der wegen seiner geringen nächtlichen Beleuchtung und seiner Lage fast schon ideal für Diebe ist. Vom Kunstwerk Johan Fredrik Carpelan des Medaillenkünstlers Gunvor Svensson Lundqvist sieht man seit 2007 nur noch die Steinsetzung, aber die Kupferteil sind für immer verloren. Auch das 50 kg schwere rådjuret von Arvid Knöppel im Kungsparken verschwand im Jahre 2009 endgültig, nachdem ein Diebstahlversuch im Jahre 2003 gescheitert war.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Montag, 21. September 2009

Der Gartenverein (Trädgårdsföreningen) in Göteborg

Der Gartenverein, die Trädgårdsföreningen, in Göteborg ist eine der bedeutendsten Parkanlagen Göteborgs die sich am Platz der alten Befestigungsanlagen am Vallgraven befindet. Der Haupteingang liegt gegenüber dem alten Opernhaus Storan und dem Bältesspännareparken.


Den bedeutendsten Punkt des Parks bietet das Rosarium, das im Guide Michelin mit drei Sternen versehen wurde und diesen Teil der Anlage daher zu einer der größten Sehenswürdigkeiten Göteborgs macht. Als besondere Attraktion gilt die jährliche Rosenausstellung, wobei jedoch auch die kleine Rosenanlage des Dänen Jane Schul einen Blick wert ist.


Eine weitere Sehenswürdigkeit der Trädgårdsföreningen in Göteborg ist das Palmhuset, das Palmenhaus, mit seinen fast 1000 Quadratmetern Fläche. Das Palmhuset wurde 1878 nach dem Model des Crystal Palace im Londoner Hyde Park errichtet und ist in mehrere Abteilungen untergliedert. Außer der Palmenabteilung findet man noch Mittelmeerpflanzen, tropische Gewächse sowie das Vattenhuset und das Kameliahuset. Hier veranstaltet die Trädgårdsföreningen auch jedes Jahr Ausstellungen von internationaler Bedeutung.


In der Parkanlage des Gartenvereins Göteborg befindet sich ein weiteres bedeutendes Gebäude, das wegen eines Großbrandes im Jahre 1994 leider nicht mehr das Aussehen des früheren Restaurants von 1858 hat. Im Restaurant Trädgårn, meist nur Trädgår'n genannt, das Restaurant, Konzertsaal und einen Nachtklub beherbergt, traten bereits die bedeutendsten Künstler aller Länder auf und kaum eine Showgröße Schwedens hat hier nicht mindestens ein Konzert gegeben.


Auch jene, die sich nicht für Konzerte interessieren, der Sammlung an Skulpturen keinen Blick schenken, ihre Kinder nicht an einem griechisch inspirierten Kinderspielplatz spielen lassen wollen oder auf einer der Wiesen oder Parkbänken ein Picknick machen finden hier, umgeben von Rosen, Büschen und anderen Zuchtpflanzen, etwas Besonderes. Sie können kleinere Gerichte zu sich nehmen oder ganz einfach eines der Restaurants oder Cafés der Trädgårdsföreningen zu einem Kaffee mit Kanelbulle (Zimtschnecke) besuchen.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Sonntag, 20. September 2009

Äpfel, Birnen und Pflaumen im Botanischen Garten in Göteborg

Jeden Herbst lädt der Botanische Garten (Botaniska Trädgården) in Göteborg zu einer Ausstellung besonderer Art ein. Rund 250 verschiedene Obstarten, die zu dieser Zeit in den schwedischen Gärten reifen werden in der Stolpboden einem breiten Publikum präsentiert.


Noch bis zum 1. Oktober können Besucher die unterschiedlichsten Arten an Äpfeln, Birnen und Pflaumen sehen und fühlen, die man in den unterschiedlichsten Nutz- und Ziergärten des Landes findet. Und wer eine unbekannte Sorte in seinem Garten hat kann einige Äpfel oder Birnen zur Bestimmung mitbringen um zu erfahren, woher diese Sorte kommt und wie man den Baum am besten behandelt.


Jede im Botanischen Garten ausgestellte Obstsorte wird bei dieser Ausstellung mit ihrem Namen versehen, wobei die Farbe der Schilder angibt ob sich die Obstart für den Obstgarten eignet, ob die Früchte genießbar sind oder ob der entsprechende Baum nur zu dekorativen Zwecken gepflanzt wird.


Auch Angaben über das Verbreitungsgebiet, die Herkunft, ihre Bedeutung und andere nützliche Informationen zu Äpfeln, Birnen und Pflaumen findet der Besucher auf den zahlreichen Schautafeln. Die Sammlung an Pflaumen ist relativ gering, da sich nur sehr wenige Pflaumenbäume in Schweden wohlfühlen, im Gegensatz zu Apfelbäumen, die hier geradezu auf ein Paradies stoßen.


Auch der Besucher, der ein Kuriosum sucht kommt bei der Ausstellung von Äpfeln, Birnen und Pflaumen im Botanischen Garten auf seine Kosten, denn hier findet er auch die kleinsten Äpfel der Welt, eine japanische Art. Aber auch Krankheiten, Ungeziefer und Pilzbefall von Obst werden bei der Ausstellung dokumentiert, damit der Gartenliebhaber entsprechende Vorkehrungen treffen kann oder auch ganz einfach das Problem bestimmter Jahre erkennen lernt.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Samstag, 19. September 2009

Ruderwettkampf zwischen Chalmers und Universität in Göteborg

Am Sonntag, den 19. September, fand der dreizehnte akademische Ruderwettkampf zwischen den Studenten der verschiedenen Hochschulen Göteborgs statt, der logischer Weise vom jährlichen Wettkampf im englischen Cambridge inspiriert ist. Bei herrlichem Sonnenschein und absoluter Windstille konnten die verschiedenen Gruppen an den Start gehen.


Am akademischen Ruderwettbewerb nahmen rund 350 Studenten der Universität Göteborg, der Hochschule Chalmers, der Handelshochschule und einiger anderer universitärer Einrichtungen der Stadt teil.


Die Ausscheidungen des Akademischen Ruderwettkampfes finden in Uppsala, Linköping, Stockholm, Malmö und Göteborg statt. Teilnehmen kann jeder Student oder Angestellte einer akademischen Einrichtung. Die einzige Voraussetzung ist, dass die Gruppe eines Bootes in irgendeiner Weise zusammenarbeitet.


In Göteborg wurde die 300 Meter lange Strecke in den Rosenlundskanal vor die Feskekôrka gelegt, einen Platz, der den Teilnehmern nur bisweilen von den Paddan-Booten streitig gemacht wurde. Jedes Boot hat vier Ruderer und einen professionellen Steuermann. Um den Wettkampf zu gewinnen muss man die Strecke in etwa 50 Sekunden meistern, was eine beträchtliche Anstrengung und viel Übung darstellt.


Der Ruderwettkampf vor der Feskekôrka ist jedoch nicht nur ein akademischer Wettkampf, sondern auch ein Anlass zum Feiern, denn bis in den Abend hinein findet man Musik und Unterhaltung auf dem Fisketorg am Rosenlundskanalen, wo natürlich nicht nur Studenten und Akademiker willkommen sind.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Freitag, 18. September 2009

Die Vasagatan im Stadtteil Vasastaden in Göteborg

Auch wenn die Vasagatan in Göteborg nicht den Ruf hat, über den die Avenyn verfügt, die sie kreuzt, so hat sie jedoch eine besondere Rolle, was auch ihr früherer Namen Stora Allégatan (Grosse Alleestrasse) noch deutlich ausdrückt. Die Vasagatan im Stadtteil Vasastaden ist eine bedeutende grüne Allee geblieben an der es sich lohnt entlangzubummeln.


Die Vasagatan verfügt auch nicht über die zahlreichen Geschäfte der Avenyn und die Restaurants und Cafés strahlen eine ursprüngliche Gemütlichkeit aus, nur wenige Schritte abseits der sogenannten Hauptader der Stadt. Rechts und links der Straße liegen auch die Prachtbauten, die man vor allem während des 19. Jahrhunderts erbaute und noch mit zahlreichen künstlerischen Ornamenten versehen sind.


Direkt an der Avenyn sieht man das Valandhuset von 1886 in italienischer Neurenaissance und am Ende der Vasagatan steht die heutige Universitätsbibliothek, die im Jahre 1900 eröffnet wurde, zwei bedeutende Gebäude die der Kunst und Wissenschaft gewidmet sind, zwei Gebäude die wegweisend für die neuere Geschichte Göteborgs sind.


Aber die Vasagatan beherbergt noch zahlreiche andere Bauwerke, die einen näheren Blick oder einen Besuch wert sind, denn hier findet man das Röhsska Museet mit seinen einzigartigen Sammlungen, die alte Universität mit seinen monumentalen Löwen am Eingang oder das Tomtehuset mit seinen fantastischen, neu restaurierten Wandmalereien.


Wer die Vasagatan in Göteborg entlang spaziert findet auf etwa halber Höhe rechts den Vasaplatsen mit seinem Erinnerungsmonument, das Torgny Segerstedt gewidmet ist, und auf der gegenüberliegenden Seite beginnt der Vasaparken. Hinter der Bibliothek findet man eine weitere Parkanlage, die die Vasagatan von der Hagakyrkan trennt. Kaum eine Straße Göteborgs bietet soviel Grün wie die Vasagatan.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin