Donnerstag, 31. Dezember 2009

Skulpturen im Slottsskogen, dem Schlosswald, in Göteborg

Seit seiner Gründung im Jahre 1874 durch August Kobb hat der Slottsskogen zahlreiche Verwandlungen erfahren, obwohl seine Grünflächen, der Tierpark und seine Tanzbahn erhalten blieben. Die Zukunft wird nun weitere Verwandlungen im Zoologischen Garten verursachen und den Schlosswald zu einem Teil zu einem Feuchtgebiet machen.


Die wandelnde Bedeutung des Schlosswaldes (Slottsskogen) zeigt sich auch an den verschiedenen Teilen des Gebietes und an den Skulpturen, die zum einen im Hauptteil des Schlosswaldes zu finden sind, zum anderen aber im Slottsvallskogen, der durch eine Straße vom Hauptteil getrennt ist.


Da der Slottsskogsvallen dominant mit sportlicher Aktivität zu tun hat, so findet man hier eine Büste des schwedischen Gymnastikpädagogen Per Henrik Ling mit dem Leitspruch der Göteborger Fußballmannschaft Örgryte IS, aber auch die beiden Gruppen Tampande pojkar und Bollspelande Flickor von Stig Blomberg zeigen die ursprüngliche Bedeutung des Slottsskogsvallen.


Im großräumigen Schlosswald, in dem ursprünglich nur Adelige jagen durften, sind die wenigen Skulpturen großräumig verteilt und, wie ein Pinguin, kaum von den Fußgängerwegen aus zu sehen. Wer daher nicht den ganzen Schlosswald auf seinen Wiesen durchforstet, geht an so manchem Kunstwerk vorbei ohne es zu bemerken.


An zwei entgegengesetzten Stellen des Schlosswaldes in Göteborg findet man jedoch zwei sehr bedeutende Skulpturen. Am Linnéplatsen steht ein Symbol, das sowohl für die Vergangenheit als auch die Zukunft der Stadt spricht. Gemenskap ist die Botschaft, dass nur die Gemeinsamkeit mehrere Kulturen eine Stadt stärkt und die andere Figurengruppe am anderen Ende des Parks, die Vilande figur i två delar heißt, ist eine der wenigen Skulpturen des englischen Künstlers Henry Moore, die man in Schweden findet.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Nya Varvet, die Werft ohne Schiffbau in Göteborg

Der Stadtteil Nya Varvet in Göteborg war, wie Klippan, bereits aktiv bevor die heutige Stadt Göteborg entstand. Da Schiffe vor dem 18. Jahrhundert den Göta Älv nur bis Klippan befahren konnten, war es logisch, dass bis zu dieser Zeit auch nur Nya Varvet und Klippan eine Bedeutung für Schifffahrt hatten.


Aber Schifffahrt zu jener Zeit hieß nicht nur, vor allem ab dem 17. Jahrhundert, Handel zu betreiben, sondern auch die Zufahrt des Göta Älv gegen Dänemark und Norwegen zu schützen. Die Aktivität bei Nya Varvet war daher sowohl im 17. als auch im 18. Jahrhundert eine Mischung zwischen Industrie, Verteidigung und Handel.


Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich die die militärische Lage beruhigt, Handel, Industrie und Schifffahrt hatten sich dem heutigen Göteborg genähert, die Verteidigung war in die Schären verlagert worden, so dass Nya Varvet keinerlei größere Bedeutung mehr hatte. Da man zu jener Zeit jedoch Gefängnisse und Arbeitslager in Göteborg benötigte, wurden diese daher nach Nya Varvet verlagert.


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Nya Varvet ein Stadtteil Göteborgs, wobei jedoch die beiden Weltkriege seiner Entwicklung Grenzen setzten, denn sehr schnell mussten hier Marineeinrichtungen geschaffen werden. So wurde Nya Varvet Militärgebiet, wo Torpedos, Wasserminen, Kriegsschiffe und selbst Wasserflugzeuge Platz finden mussten.


Erst ab 1985 wurde Nya Varvet wieder ein Gebiet zum Arbeiten und Wohnen. Aber auch wenn heute etwa 80 Firmen hier angesiedelt sind, eine Hochschule, Hotel und Restaurant am Wasser errichtet wurden, so ist auch heute noch die Schifffahrt von gewisser Bedeutung, denn hier liegen die Lotsenboote, die Schlepper, das Fahrzeug des Wetterdienstes SMHI, Forschungsschiffe und hin und wieder ein Eisbrecher. Auf der gegenüberliegenden Seite ist auch der Endpunkt für alle Öltanker, die Göteborg anlaufen.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Dienstag, 29. Dezember 2009

Klippan, ein Stadteil Göteborgs

Klippan bestand schon zu einer Zeit als Göteborg noch ein Sumpfgebiet war. Es war die Öffnung zum Meer, mit dem Göta Älv ein Schutz gegen die norwegische Invasion und mit der alten Älvsborgsfestung ein Bollwerk gegen die Dänen. Auch die ersten Boote wurden hier bei Klippan gebaut und nicht in der Nähe des heutigen Göteborg.

Wenn man heute von Klippan spricht, so meint man jedoch weniger die alte Geschichte der Stadt, sondern in erster Linie das Kulturzentrum Röda Sten, das moderne zeitnahe Kunst ausstellt, jungen Musikgruppen eine Auftrittsmöglichkeit bietet, Graffitikünstler anzieht und am Kai, wo früher die Boote lagen, zum Picknick oder Fischen einlädt.

Aber nur wenige Schritte vom Kulturzentrum Röda Sten in Klippan entfernt stehen noch die imposanten Bauten der alten Zuckerraffinerie, der Brauerei und die Reste der alten Festung, die an die Zeit erinnern als die Erben der Direktoren der Ostindischen Kompanie hier die Göteborger Industrie aufbauten und zahlreiche Arbeitsplätze schufen.


Wenn man den Göta Älv entlang Richtung Stadt geht, so erscheint bald die Kapelle Sankt Birgitta, die David Carnegie hier nach schottischem Muster erbauen ließ, damit seine Angestellten eine Kirche in ihrer Arbeits- und Wohnnähe fanden. Die Kapelle geht heute, wie alle Gebäude der Umgebung in das Kulturreservat Klippan ein.


Am Älvstrand Klippans kann man dann das Bootsmuseum besichtigen, das einen Einblick in die vergangene Seefahrt bietet und vom Sjömagasinet begrenzt ist, einem der anspruchsvollsten Fischrestaurants Göteborgs. Das Restaurant wurde in einer früheren Lagerhalle der Ostinidienkompanie eingerichtet, wobei das Gebäude heute unter Denkmalschutz steht.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Montag, 28. Dezember 2009

Hotel Hembygden am Packhusplatsen in Göteborg

Als ab 1850, unter John West Wilson, eine regelmäßige Linie zwischen Göteborg und Amerika entstand begann die große Auswanderungswelle bei der über eine Million Schweden das Land verließen, eine Geschichte, die heute im Museum Emigranternas Hus am Packhusplatsen ausführlich erzählt wird.


Diese Auswanderungswelle änderte das Bild Göteborgs auf und an den Straßen, die vom Bahnhof zum Alten Zollhaus und dem Stenpiren führte. Da alle Papiere erst in Göteborg ausgestellt wurden, musste jeder Auswanderer bis zu vier Wochen in der Stadt verbringen und auch irgendwo wohnen.


Da die wenigen Hotels der Stadt dem Ansturm nicht gewachsen waren, nutzten viele Göteborger diese Not aus um sich zu bereichern. Es ist bekannt, dass in einigen Wohnungen der Sillgatan, wie die Postgatan früher hieß, bis zu 100 Personen, gegen Bezahlung, untergebracht wurden. Erst als ein Gesetz geschaffen wurde, das diesem Wesen ein Ende bereitete, konnte sich die Situation für die vielen Emigranten normalisieren.


Eine besondere Bedeutung bekam zu jener Zeit das Hotel Hembygden am Packhusplatsen. Auch wenn das Gebäude mehrmals renoviert und modernisiert wurde entspricht es noch heute fast dem Bau des 19. Jahrhunderts. Selbst der Eingang weist noch auf seine ruhmvolle Vergangenheit hin. Nachdem auch die Agenten, die für die Auswanderer zuständig waren, vor allem in der Sillgatan ihren Sitz hatten war das Hotel Hembygden fast 50 Jahre lang die meist gesuchte Unterkunft.


Der gesamte Straßenzug am Packhusplatsen entspricht noch jenem den die Amerika-Auswanderer sahen, mit einer einzigen Ausnahme, denn des heutige Transatlantics-Gebäude war zu jener Zeit noch die Hauptpost Göteborgs und das „Haus mit den Türmchen“ musste Mitte des 20. Jahrhunderts dem heutigen Gebäude weichen. Heute ist das frühere Hotel Hembygden ein ganz normales Miethaus der Stadt.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin - Postkarte: Stadsmuseum Göteborg

Sonntag, 27. Dezember 2009

Konstens Liseberg, die Skulpturensammlung Lisebergs in Göteborg

Ursprünglich sollte Liseberg nur ein Vergnügungs- und Kongresspark zum 300-jährigen Bestehen Göteborgs werden. Die einzige Attraktion war damals eine 996 Meter lange Berg- und Talbahn, aber als Liseberg dann innerhalb eines Monats 800.000 Besucher zählte, beschloss man den Park weiterzuführen und ein Jahr später gehörte er der Stadt Göteborg.

In den folgenden 30 Jahren entwickelte sich Liseberg jedoch nicht zu einem Vergügungspark wie man ihn heute findet, denn die Leitung des Parks setzte in dieser Zeit vor allem auf kulturelle Vorstellungen. Revues, Theater und Musikveranstaltungen internationaler Größe. Die bedeutendsten Künstler Europas traten in diesen Jahren in Liseberg auf und machten damit Göteborg zu einem kulturellen Zentrum Skandinaviens.

Das zweite Ziel Lisebergs war die Schaffung einer Parkanlage mit Grünflächen, wo sich Göteborger erholen konnten. Man könnte heute sagen, dass Liseberg die Alternative für den Slottsskogen war, mitten in der Stadt. Die Haupteinnahmen Lisebergs waren der Kartenverkauf für Veranstaltungen, die Benutzung der wenigen Attraktionen und dann der geringe Eintritt in das größte Freibad Göteborgs, das sich ebenfalls in Liseberg befand.

Folkvisan (Näcken)

In den 40er und 50er Jahren entwickelte sich nicht nur das, was später der Lustgarten Lisebergs mit Blumenanlagen wurde, sondern es wurden auch Skulpturen der größten schwedischen Künstler erworben, da in jener Zeit zu einem bedeutenden Garten auch Kultur in Form von Skulpturen gehörten. In diesen 20 Jahren entstand das, was man heute als Konstens Liseberg betrachtet.

Kvinna vid havet

Ab Mitte der 50er Jahre hat sich dann der Kauf von Kunst verlangsamt, um jedoch vor allem in den 80er und 90er Jahren wieder etwas in Gang zu kommen. Diese neue Entwicklung machte aus Liseberg einen kleineren Skulpturenpark in dem man die Entwicklung der Öffentlichen Kunst von den 40er Jahren bis zur Gegenwart verfolgen kann, wobei zahlreiche Skulpturen einen direkten Zusammenhang mit der Entwicklung Lisebergs zu tun haben.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Samstag, 26. Dezember 2009

Das Världskulturmuseet oder Weltkulturmuseum in Göteborg

Das Weltkulturmuseum in Göteborg hat den Auftrag historische und ethnographische Zusammenhänge zu knüpfen und einem breiten Publikum eine globale Weltgemeinschaft in Form von Ausstellungen aufzuzeigen. Gleichzeitig sollen durch Ausstellungen, Filmvorträge, Musik und Diskussionen Völker zueinander und damit zu einem neuen Verständnis finden, das Vorurteile abbauen kann.


Im Jahre 2009 wurde das Världskulturmuseet in Göteborg zum Museum des Jahres gewählt, unter anderem auch deshalb, weil es nach nur fünf Jahren bestehens bereits das meistbesuchte Museum Göteborgs wurde und 60% seiner Besucher unter 30 Jahren sind, und sich damit für aktuelle Kulturdebatten interessieren und damit einen Schritt zu einer neuen Gesellschaftsordnung machen.

Vodou - Magiska Paket
Foto: Jonathan Watts, Världskulturmuseet Göteborg

Die meistbesuchte Ausstellung des Jahres war Vodou (Voodoo), die noch bis zum 28. Januar seine Türen offen hat. Die Ausstellung stellt Voodoo in seiner Gesamtheit dar und nicht nur in Hinblick auf seine negative Seite. Voodoo ist auch ein Ausdruck in künstlerischer Form und eine Ausdruck von Armut und Unterdrückung. Indem die Ausstellung Vodou das Gute und das Böse dieses „Geheimwissens“ zeigt, hilft sie auch Vorurteile abzubauen und fremde Kulturer besser zu verstehen.

En stulen värld - Fiskfigur
Foto: Håkan Berg, Världskulturmuseet Göteborg

Die vielleicht meist diskutierte Ausstellung des Jahres, die auch im Jahre 2010 noch gezeigt werden soll, handelt um die Paracas-Textilien und die seit 2000 Jahren ausgestorbene Kultur der Paracas-Indios in Peru. Das Thema „En stulen värld“ (Eine gestohlene Welt) erklärt auch den Leitfaden, denn die 89 Textilien kamen über mysteriöse Wege nach Göteborg, denn auch wenn das Världskulturmuseum die Stücke auf legalem Weg erworben hat, so wurden die Fundstücke jedoch kurz nach den Ausgrabungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts gestohlen. Ende 2009 forderte nun die neue Regierung Perus sämtliche Paracas-Textilien zurück.

Bollywood - Filmplakat
Foto: Världskulturmuseet Göteborg

Die dritte bedeutende Ausstellung des Jahres läuft unter dem Namen Bollywood und setzt sich bis zum 30. Mai 2010 fort. Hier wird die Geschichte des indischen Hollywood gezeigt und erlaubt es dem Besucher eine in Europa noch kaum bekannte Filmfabrik kennenzulernen. Bollywood ist die Geschichte von Stars, Glamour und ein Gegenstück der amerikanischen Filmfabrik Hollywood. Allerdings mit dem Unterschied, dass das indische Bollywood täglich bedeutender wird und bereits ein Markenzeichen wurde.

Copyright: Herbert Kårlin

Freitag, 25. Dezember 2009

Julbordet, ein Weihnachtsmenü in Göteborg

In keinem Monat nehmen Schweden mehr zu als im Dezember, wenn erst schon zu jeder Feier in einem Restaurant der julbordet, das Weihnachtsmenü, gehört und dann der Heilige Abend mit dem julbordet in den eigenen vier Wänden fortsetzt. Um seine Kalorien zu halten kommen dann noch die Einladungen der Freunde in der letzten Woche des Jahres bei denen es ebenfalls Weihnachtsessen gibt. Wie in ganz Schweden, so will jedoch auch in Göteborg niemand auf diese „Gelage“ verzichten bei denen Essen, Trinken und gemütliches Zusammensein eine Einheit bilden.


Was ist nun aber ein „typisches“ Weihnachtmenü oder der julbordet in Göteborg? Man kann davon ausgehen, dass man auf jedem Weihnachtstisch einige klassischen Gerichte findet, die sich nur im Würzen unterscheiden. Hierzu gehören die Fleischröllchen (köttbullar), Prinzenwurst (prinskorv), mehrere Heringsarten (sill), geräucherter Lachs, mehrere Salate, dann natürlich der Weihnachtsschinken und schliesslich noch Reis auf maltesische Art (ris à la Malta). Die meisten Weihnachsmenüs bieten zwischen drei und fünf unterschiedliche eingelegte Heringe an, die früher selbst vorbereitet wurden, heute aber meist im Glas gekauft werden.


Auf jedem julbord findet man dann mehrere Salatarten, wobei hier Janssons Frestelse, Roter Beete Salat (rödbetsallad), Mimosasalad und Heringssalad (sillsallad) nicht fehlen dürfen. Kleinere Happen sind dann oft Eihälften mit Garnelen und das weihnachtliche Gewürzbrot (vörtbröd). Auf vielen Tischen findet man schließlich noch Braunkohl, Reisbrei (Risgrynsgröt) und Käse (fatost) und individuelle kleinere Happen. Zu den Köttbullar gehören dann noch Preiselbeeren (lingon) und zu Wurst und Schinken der schwedische Weihnachtssenf.


Als Getränk wird heute zum julbord natürlich auch oft Wein gereicht. Wer es jedoch etwas klassischer nimmt, greift zu Weihnachtsmost (julmost) und Weihnachtsbier, zwei Getränke, die es in Schweden nur zur Weihnachtszeit zu kaufen gibt. Um das Essen besser verdauen zu können gehören zum Weihnachtsmenü allerdings auch einige Glas dänischen oder schwedischen Akvavits.


Weihnachten ist jedoch nichts ohne die entsprechenden Süßigkeiten, denn nach dem Essen trinkt man gerne noch etwas, möglichst selbst angesetzten, Glögg zu Pfefferkuchen und den typisch schwedischen Süßigkeiten Knäck, Kola, und Chokladkola, die in der Regel selbst hergestellt werden und gesunde Zähne voraussetzen.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Weihnachtsessen in Göteborg

Das Weihnachtsessen oder julbordet, wie man in Schweden sagt, bietet überall im Land eine ungeahnte Vielfalt an Essen, das, falls man alles traditionell zubereitet, einer langwierige Vorbereitung bedarf und die Köche für viele Stunden beschäftigt. Und selbst wenn ein julbord aus mindestenst 15 bis 20 unterschiedlichen Gerichten besteht, so finden sich dennoch lokale Unterschiede.


Während klassische Gerichte von Nord bis Süd identisch sind, angefangen von Köttbullar (Fleischröllchen), eingelegtem Hering (inlagt sill) und Lachs bis zu Prinskorv, verschiedenen Salaten, Eiern und Käse, so wird in Göteborg doch relativ wenig Lutfisk oder Surströmming gegessen, was in anderen Regionen Schwedens beim Weihnachtsessen sicher nicht fehlen wird.


Was man jedoch auf jedem Julbord findet, ist der legendäre Julskinka, der Weihnachtsschinken, der ab Dezember überall zu finden ist und in der Regel zwischen zwei und vier Kilo wiegt. Wer Zeit hat oder wirklich den klassischen Schinken essen will, kauft nicht den fertig gekochten Schinken, der oft auch eine zu hohe Salzmenge aufweist, sondern rohen Schicken, der dann zu Hause selbst gekocht wird.


Der gesamte Schinken wird in einem entsprechend großen Topf, je nach Gewicht, bis zu vier Stunden lang auf kleiner Flamme gekocht, bis der gesamte Schinken 70 bis maximal (!) 75 Grad aufweist. Hier hilft nur ein Küchenthermometer, denn sonst riskiert man einen ausgetrockneten Schinken zu servieren.


Sobald der Schinken durch ist, wird er aus dem Wasser genommen und die Fettkruste abgeschnitten. Man lässt ihn abtropfen und abkühlen, bevor er mit einer Mischung aus Senf und Eigelb bepinselt und mit Semmelbröseln bestreut wird. Nun kommt der Schinken nochmals für 10 Minuten bei mittlerer Hitze in den Backofen, damit er außen goldbraun wird. Einmal erkaltet wird er in Scheiben geschnitten am Julbordet gereicht. - Und warum wird er gekocht und nicht gleich im Backrohr zubereitet? Weil die Sud dazu dient, bereits nach dem Kochen einen Vorgeschmack auf das Weihnachtsessen zu bekommen und sein Brot in die „Suppe“ taucht, was dann „dopp i grytan“ heißt.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Ein Pfefferkuchenhaus zu Weihnachten

Wer Kinder hat, kommt in Göteborg, wie auch allen anderen Teilen Schwedens, kaum um das Vergnügen zu Weihnachten ein Pfefferkuchenhaus zu bauen. Und selbst wenn man sich vielleicht noch das Teig machen sparen kann, so muss man sich doch an das Zusammensetzen und Dekorieren des Häuschens machen, und das mit Hilfe der Kinder. Um auch erfolgreich ein Pfefferkuchenhaus zu bauen sollte man sich daher einen Nachmittag reservieren. Bevor man mit der Arbeit beginnt sollte man sich versichern, dass man, außer den Teilen für das Pfefferkuchenhaus, auch Zucker, 4 dl Puderzucker, ein Ei und „Dekorationsmaterial“, das die Kinder mögen, zur Hand hat.


Wenn man das Pfefferkuchenhaus auspackt, so kommt es immer wieder vor, dass einige der Teile auseinander gebrochen sind. Diese Teile müssen natürlich wieder zusammengeklebt werden bevor man das Haus nach Anleitung errichtet. Zum Kleben der Teile, wie auch das Kleben des Hauses, schmilzt man etwa 200 Gramm Zucker in einer mittelheißen Pfanne. Da die Zuckermelasse sehr schnell erkaltet, muss man sie eventuell mehrmals erhitzen. Achtung: Der geschmolzene Zucker ist extrem heiß und muss schnell verarbeitet werden. Hierbei sollten die Kinder nur zusehen, da sonst die Verbrennungsgefahr sehr hoch ist.


Bereits fünf Minuten nachdem das Pfefferkuchenhaus steht geht es an die erste Dekoration mit kalter weißer Zuckermasse. Hierzu vermischt man 4 dl Puderzucker mit einem Eiweiß und einem Teelöffel Zitronensaft. Sobald die Masse dickflüssig ist, kann man das Häuschen mit einem kleinen Plastikbeutel in den man an einer Ecke ein kleines Loch schneidet wie eine Torte dekorieren. Dies ist jetzt die Arbeit der Kinder, denen man vielleicht hin und wieder unter die Arme greifen sollte.


Auch wenn das Pfefferkuchenhaus nicht unbedingt wie das Foto aussieht, so wird das Häuschen für die Kinder bereits jetzt ein kleines Wunderwerk sein. Nachdem die Zuckermasse etwas getrocknet ist kann man mit der Verzierung fortfahren, wobei sich hier Süßigkeiten Typ Smarties sehr gut eignen. Die runde Süßigkeit wird mit der übrig gebliebenen Zuckermasse auf das Dach des Häuschens geklebt, wobei man die bunten Süßigkeit in reichlicher Menge kaufen sollte, da so einiges vernascht wird bevor das Dach fertig ist.


Falls die weisse Zuckermasse zwar dick genug ist, um die weiße Dekoration an der Außenseite des Hauses zu befestigen, sie aber nicht hart genug wurde um als Klebemasse für die Dekoration an den Hauswänden herzuhalten, so können die Smarties hier mit Zuckermasse angeklebt werden. Hierzu muss man sich eine gute Ausrede für die Kinder einfallen lassen, da sie in diesem Fall nicht helfen dürfen.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Dienstag, 22. Dezember 2009

Lichterspiel Kärlek am Harry Hjörnes Plats in Göteborg

Gewöhnlich ist der Harry Hjörnes Plats in Göteborg mehr eine Durchgangsstelle zwischen Brunnsparken und dem Kopparmärra am Kungsportsplatsen, vorbei an den Schaufenstern der Arcaden. Seit das Palladium im Jahre 2008 schloss ist der Platz kein bedeutender Anziehungspunkt mehr für Göteborger und die Besucher der Stadt.


Die weihnachtliche Lichterstadt Göteborg, die sich dieses Jahr die Liebe als Motto gab, lässt den Harry Hjörnes Plats nun für drei Wochen in einem neuen Licht erscheinen, indem dort die Multimediashow Kärlek (Liebe) dreimal pro Stunde vorgeführt wird und damit ein vielschichtiges Publikum anzieht.


Das Lichterspiel Kärlek spielt mit Musik, Akustik und Bildern, die sich auf allen Häusern des Harry Hjörnes Plats in fantastischer Auflösung zeigen. Da die Show alle Gebäude rund um den Platz beinhaltet ist es unmöglich bei nur einer der etwa 10-minütigen Vorführung der gesamten Show zu folgen.


Wer die Multimediashow genauer betrachtet, findet natürlich nicht nur den Begriff Kärlek oder Liebe in den zahlreichen Sequenzen, sondern auch den Begriff Wärme und, bei genauerer Überlegung entdeckt man selbst eine Botschaft des Hauptsponsors Göteborg Energie, der mit diesem Lichterspiel auf Fernwärme anspielt.


Die Show wird bis Silvester täglich zwischen 16 und 20 Uhr gezeigt, wobei die Effekte besonders ab 19 Uhr ihren Höhepunkt erreichen, wenn alle Fenster der Büroräume dunkel sind. Die Besucher dieses Schauspiels sollten auch nicht die drei Kussstationen vergessen, die um den Harry Hjörnes Platz verteilt sind.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Montag, 21. Dezember 2009

Die verlorenen Märkte in Göteborg

Noch vor 50 Jahren hatte fast jeder Stadtteil Göteborgs einen eigenen Straßenmarkt, der nicht nur ein Platz war, an dem man sein Obst, sein Gemüse und selbst so manches Kleidungsstück kaufte, denn die Marktplätze waren vielmehr ein Ort, an dem sich die Bewohner eines Stadtteils auch trafen und plauderten. Die Märkte, torg, wie sie im Schwedischen heißen, waren Teil des Lebens.

Gustav Adolf Torg - Kulturfest 2009

Heute erinnert an dieses muntere Leben Göteborgs oft nur noch der Name eines Platzes, denn am Lilla Torget, Drottningstorget oder Grönsakstorget sucht schon lange niemand mehr einen Marktplatz und selbst zu besonderen Tagen werden hier keine Verkaufsbuden mehr erlaubt und nichts erinnert heute noch daran, dass hier einst reges Leben herrschte.

Lilla Torget - Erster Fischmarkt Göteborgs

Andere große Marktplätze wie der Frölunda Torget haben sich heute zu einem Einkaufszentrum entwickelt, wo nur noch der Weihnachtsmarkt etwas an das letzte Jahrhundert erinnert und selbst der Gustav Adolf Torg, der mit zu den ältesten Marktplätzen der Stadt gehört, zeigt sein altes Gesicht nur noch wenige Tage im Jahr, so zum Weihnachtsmarkt oder dem Göteborger Kulturfest.

Drottningstorget am Hauptbahnhof Göteborgs

Die früheren Marktplätze verschwanden während der letzten 50 Jahre einer nach dem anderen und die einzige Marktattraktion, die Besucher in Göteborg noch entdecken, finden in der Regel in Gebäuden statt, so der Stora Saluhallen, der Feskekôrka oder dem Kvibergs Marknad. Selbst an der Stora Saluhallen sind außerhalb des Gebäudes nur noch wenige Marktstände zu finden.

Masthuggstorget

Das Verschwinden der Märkte in Göteborg, einer Erscheinung, die in Südeuropa noch Millionen von Bewohnern und Touristen anzieht, ist vielschichtig, wobei in vielen Fällen die mangelnde Hygiene nur ein Vorwand war um ein kommerzielles Interesse durchzusetzen, ohne daran zu denken, dass der eine oder andere Markt auch Besucher nach Göteborg bringen kann.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Sonntag, 20. Dezember 2009

Fremde Länder am Flaggenmast am Packhusplatsen in Göteborg

Der Weg von der Postgatan zum Packhusplatsen war für über eine Million schwedischer Auswanderer der Schritt in ein neues Leben. Aber der Packhusplatsen grenzt auch an den Stenpiren und den Stora Hamnkanalen und war damit für die Ostindiefararen der Weg in ferne Länder, der Zugang zum Meer. Aber auch das Gebäude neben dem Flaggmast, das Transatlantichuset, war Mitte letzten Jahrhunderts der Standort der bedeutendsten Handelsflotte Göteborgs.


Man kann daher behaupten, dass der Packhusplatsen in seiner früheren Form sowohl den Reichtum und Erzählungen aus fernen Ländern nach Göteborg brachte als auch Wohlstand all denen, die das Land hier verließen um ihr Glück in Amerika zu machen.


Kein Wunder daher, dass Arvid Bryth bei seinem Kunstwerk Fremde Länder am Packhusplatsen viele dieser Erzählungen und Träume auf seine Art und Weise in einem Bronzeguss sammelte. Das Besondere an seinem Kunstwerk sind jedoch nicht nur die einzelnen Reliefe, sondern die Art ihrer Darstellung.


Sämtliche Szenen, inklusive der vier Skulpturen, die das Geschehen dominieren, zeigen das Leben des Alltagsbürgers, der mit seinen Arbeit zu etwas kommt und erinnert daher an die Arbeiterbewegung Göteborgs. Die Arbeiten sind sehr unterschiedlich, wobei Männer und Frauen gleichermaßen am Lohnerwerb beteiligt sind.


Der Betrachter des Fahnenmastes kann mit dem Künstler eine Reise um die ganze Welt antreten. Er kann Argentinien oder China ebenso besuchen wie Mexiko, Kanada oder Afrika. Arvid Bryth hat bei jeder seiner Darstellung auf Details geachtet, die es dem Betrachter vereinfachen das dargestellte Land zu erraten.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Samstag, 19. Dezember 2009

150 Jahre Brunnsparken in Göteborg

Wenn man heute die letzten einhundertfünfzig Jahre Brunnsparken beleuchtet, so kann man allein an diesem Platz die rasche Entwicklung Göteborgs entdecken, denn noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Brunnsparken wirklich ein kleinerer Park mitten in Göteborg und auch von den Häusern, die hier vor 150 Jahren standen, ist nichts mehr übrig.


Bis vor rund 150 Jahren fand man im Brunnsparken, dem Brunnenpark, tatsächlich einen Brunnen, der den Ruf hatte eine Heilquelle zu sein. Täglich kamen daher Kranke und solche, die sich vor Krankheit schützen wollten um das gesundheitsspendende Wasser zu trinken. Als der Ruf des Brunnens im Jahre 1858 abnahm, wurde ein Teil des Brunnenhauses zu einem Bad umgebaut, das jedoch bereits 1879 endgültig abgerissen wurden.


Die bedeutendsten Veränderungen am Brunnsparken kamen dann mit der Straßenbahn, deren erste Linie im Jahre 1879 zwischen Brunnsparken und Stigbergsliden verkehrte. Natürlich handelte es sich damals noch um eine Pferdestraßenbahn. Am Brunnsparken mussten Pferde gewechselt werden, hier fanden sie eine Wasserstelle und hier wurde das Pferdekot gesammelt.


Mit der Straßenbahn wurde der Brunnsparken wohl zum bedeutendsten Park der Stadt, was dazu führte, dass hier 1883 der Johanna-Brunnen errichtet wurde und 1907 das damals beste Hotel Göteborgs, das Palace Hotel entstand, in dem damals alle bedeutendsten Politiker ,die Göteborg besuchten, übernachteten und dass der Park zur Prunkanlage wurde.


Ab Ende des 20. Jahrhunderts wollte man den Brunnsparken dann, gerade wegen seiner zentralen Lage, künstlerisch aufwerten. Im Jahre 1991 schuf Birgitta Watz hier das Werk Talstenarna, das mittlerweile bereits dem Untergang gewidmet ist und 2008 errichtete die iranische Künstlerin Mandana Moghaddam den sprechenden Brunnen, der eine Direktverbindung nach Seoul erlaubt und aus dem ehemaligen Wasser-Brunnen einen Kommunikations-Brunnen macht.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin - Originalpostkarten: Stadsmuseum Göteborg