Sonntag, 18. Juli 2010

Das Jedermannsrecht in Göteborg

Das schwedische Jedermannsrecht erlaubt es, zumindest theoretisch, entlang jeden Strandes zu gehen, in der Natur Pilze und Beeren zu sammeln und sein Zelt, außerhalb von Häusern und Ansiedlung, überall eine Nacht lang aufzustellen. In der Realität findet man in Göteborg und seiner Umgebung jedoch sehr viele Einschränkungen zu diesem ungeschriebenen Gesetz.


Göteborg ist eine grüne Stadt und selbst im Stadtgebiet findet man sehr viel Wald, zumal das Delsjöområde und die südlichen Schären ebenfalls zur Stadt gehören, von den ausgedehnten Anlagen in der Stadt selbst einmal ganz abgesehen. Und gerade hier findet man die erste Beschränkung, da Parkanlagen grundsätzlich von dieser Regelung ausgenommen sind, selbst wenn sie, wie Teile des Schlosswaldes, einem natürlichen Wald gleichen.


Die nächste bedeutende Einschränkung des Jedermannsrechts in Göteborg findet man in der Tatsache, dass hier sehr große Flächen unter Naturschutz stehen, vor allem auf den südlichen Schären und an den Delsjön. Zu Naturschutz gehört logischer Weise auch, dass man sich hier nicht überall frei bewegen und auf gar keinen Fall sein Zelt aufstellen darf. Bevor man sich als Besucher daher auf das Jedermannsrecht oder Allemansrätten, wie es auf Schwedisch heißt, beruft, sollte man auf einer Karte nachsehen, ob man sich nicht in einem Naturschutzgebiet befindet.


Und man findet natürlich noch weitere Möglichkeiten, wo man sich des Jedermannsrechts beraubt sind, denn als in den 30er Jahren der Strand- und Inseltourismus von reichen Göteborgern entdeckt wurden, wurden teilweise ganze Inseln privat erworben und vor allem sehr viele Häuser direkt an den Strand gebaut, was über weite Strecken den Zugang zum Wasser unmöglich macht. Selbst wenn diese Absperrungen heute zum Teil illegal sind, so ist es nur die Baubehörde Göteborgs, die hier Abhilfe schaffen kann.


Und schließlich gibt es auch noch die Möglichkeit, dass die Stadt selbst das Allemansrätt beschränkt, vor allem wenn der Schaden für die Stadt oder den Ort größer wird als der Nutzen sein kann. Meist beruhen diese Beschränkungen auf der Tatsache, dass jene, die vom Jedermannsrecht profitierten ihre Pflichten vergessen und die Gewässer und Wälder als Toilette benutzen, Abfall liegen lassen oder vergraben und mit ihren Lagerfeuern eine Bedrohung der Natur darstellen.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

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