Vom 9. Oktober bis zum 21. November findet man in den Ausstellungsräumen von Röda Sten die Ausstellung „No More Drama“ der bosnischen Künstlerin Šejla Kamerić, die hier ein sehr komplexes Werk über den Krieg in Serbien und die psychologische Auseinandersetzung mit Gewalt präsentiert. Šejla Kamerić drückt in ihren Werken im Kulturzentrum Röda Sten individuelle und kollektive Kriegserinnerungen aus.
Im ersten Stock des Gebäudes hat Šejla eine Kathedrale geschaffen in der sie ihre zwei letzten Werke aus dem Jahr 2010 vorstellt. Hooked ist eine Ansammlung von gestrickten Spinnennetzen, die bei genauer Betrachtung den Besucher in sich einsaugen. Die Wirkung der Spinnennetze wird durch die Struktur der Wände und dahinter liegende Graffiti noch verstärkt, wobei die Netze nahezu die ganze Kathedrale überwuchert haben. Ergänzt werden die Spinnennetze von einem 26 Meter langen gestickten Seil, das aus dem Himmel zu kommen scheint.
Die Künstlerin deutet die Symbolik dieser Werke auf verschiedene Weise, denn die Geschichte, die Šejla erzählt, handelt nicht nur von den Ereignissen in Sarajevo, das dreieinhalb Jahre lang besetzt war, sondern erinnert auch an die griechische Sage um Philomena, die vergewaltigt wurde und dann ihre Geschichte in einem gewebten Tuch erzählt.
An den Wänden des Aufgangs zur Ausstellung, die in drei Etagen von Röda Sten untergebracht ist, entdeckt man das mehrteilige Werk Nigel U Go, gerahmte Häkelarbeiten in Graffitistil, die alle den Vornamen von einem gegenwärtigen Machthaber dieser Welt beinhalten für die Menschlichkeit nicht wichtig ist, solange sie selbst einem Gott ähnlich regieren können. Unter diesen Namen findet man unter anderem Silvio und Nicolas.
Im zweiten und dritten Stock findet man die filmischen Werke von Šejla Kamerić, für die man sich etwa eine Stunde nehmen soll, da die Geschichten in denen nicht ein einziges Wort gesprochen wird, von Erinnerungen sprechen, vom Leben in Bosnien, aber auch der Zeit danach in Berlin, der Parallelheimat der Künstlerin. Was ist Erinnerung und welche Worte kann man für dreieinhalb Jahre verlorenes Leben finden.
Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin
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