Sonntag, 25. September 2011

Höhepunkte der Buchmesse in Göteborg

Die Göteborger Buchmesse 2011 hatte mehrere Höhepunkte, wobei auch jeder Besucher eine andere Erwartung an eine Messe diesen Ausmaßes setzt. Die deutschsprachige Literatur sollte im Grunde einer dieser Höhepunkte sein, was jedoch nicht unbedingt gelang, denn die Gänge auf dem Stand waren zu eng, die Informationen über die Literatur von Deutschland, Österreich und Schweiz zu gering und die verschiedenen Präsentationen und Seminare konnten es nicht schaffen die literarische Vielfalt dieser drei Länder zu zeigen. Bisweilen bekam man das Gefühl, das die Autoren nur die Staffage der Verlage waren und nicht die Hauptpersonen.

Herta Müller

Mit einer Ausnahme, denn die Nobelpreisträgerin Herta Müller, die im Jahre 1987 von Rumänien nach Deutschland kam und den Nobelpreis für ihre Schilderungen der rumänischen Diktatur erhielt, zog mit ihren wenigen öffentlichen Erscheinungen auch ein bedeutendes schwedisches Publikum an. Herta Müller, die alle Fragen der Journalisten sehr offen beantwortete, hat mit Sicherheit den Nobelpreis für ihre Werke verdient, aber man kann sich natürlich die Frage stellen inwieweit die Autorin wirklich auch die deutschsprachige Literatur vertritt.

Mario Vargas Llosa

Ein weiterer Höhepunkt der Göteborger Buchmesse 2011 war ebenfalls ein Nobelpreisträger, nämlich Mario Vargas Llosa, der sich mehrmals einem großen Publikum stellte und unter anderem über die Zukunft des Buches und den Einfluss der Media auf die Literatur sprach. Aber auch hier war ein kleines Minus zu verzeichnen, da die Übersetzerin nur teilweise in der Lage war die langen und schnell gesprochenen Sätze des Autors gut in Schwedisch wiederzugeben. Um die Feinheiten der Reden und der Diskussionspunkte von Mario Vargas Llosa zu verstehen, war man nahezu gezwungen Spanisch zu sprechen.

Björn Hellberg

Ein Höhepunkt, der sich jedes Jahr auf der Göteborger Buchmesse wiederholt, ist natürlich die Anwesenheit von hunderten von schwedischen Autoren, die nicht nur ihre Bücher vorstellten, sondern auch über die verschiedensten Themen aus der Welt der Literatur sprechen.Allerdings war auch hier war ein kleines Minus zu finden, denn Åke Edwardson, der zahlreiche Kriminalromane im Göteborger Milieu schrieb, zeichnete sich bei den Seminaren mit seiner Abwesenheit aus, die fast schon als notorisch bezeichnet werden kann.

Arja Sajonmaa

Als weiteren Höhepunkt kann man, außer der Erscheinung von Nina Hagen und Lars Vilks, auch die vielen kleineren Verlage betrachten, die nur wenige Bücher auf den Markt bringen und die literarischen Vereine, die es auch ihren einzelnen angeschlossenen Autoren ermöglichen ihre Bücher auf einer Buchmesse anzubieten. Besonders hervorzuheben ist dabei vielleicht die Nordländische Literaturgesellschaft (Norrländska Litteratursällskapet), die nicht nur Schreibkurze in Nordschweden anbietet, sondern auch seit 30 Jahren die Literaturzeitschrift „Provins“ auf den Markt bringt, und dadurch nordschwedischen Autoren bei ihrem Durchbruch hilft.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Samstag, 24. September 2011

Schwedische Autoren auf der Buchmesse in Göteborg

Wie in jedem Land, so werden auch auf der Buchmesse in Göteborg von den verschiedenen Verlagen vor allem ihre Bestsellerautoren in den Vordergrund gestellt, denn Literatur ist heute, wie Mario Vargas Llosa sagt, zu einem Mediengeschäft geworden bei dem nicht mehr die Qualität an erster Stelle steht, sondern der schnelle Absatz in hoher Auflage. Aber man kann dies natürlich verstehen, wenn man bedenkt, dass ein junger Autor oft nur 10 Besucher bei einem Vortrag anziehen kann und ein bekannter Name selbst den größten Saal der Messe füllt.

Camilla Läckberg

Eine der Personen, die jedes Jahr erneut und mit Ungeduld auf der Göteborger Buchmesse erwartet wird, ist die Königin der Kriminalromane Schwedens, Camilla Läckberg, die dieses Jahr ihren achten Roman aus Fjällbacka vorstellte, der den Titel „Änglamakerskan“ (Die Engelmacherin) trägt und dabei, wie auch in ihren vorhergehenden Krimis, aktuelles Feuilleton mit spannendem Kriminalgeschehen mischt. Freigiebig spricht die Autorin während der Messe auch über ihren Werdegang und zeigt damit gleichzeitig, dass sie weiß, wie wichtig Öffentlichkeitsarbeit für einen Bestsellerautor ist.

Henning Mankell

Ein ebenfalls sehnsüchtig erwarteter Gast der Göteborger Buchmesse war Henning Mankell, der mit seinem neuen Roman „Minnet av en smutsig engel“ (Erinnerungen an einen schmutzigen Engel) wieder zum Thema Afrika zurückkehrte und mit diesem Buch, als erstes einer Serie über Frauen, sich ganz von Kriminalromanen abwendet. Die Geschehnisse des ersten und des zweiten Buches zu diesem Thema sind daher mit Afrika verknüpft, dem Kontinent auf dem der Autor die Hälfte des Jahres verbringt.

Jan Guillou

Und auch Jan Guillou, dessen Bücher ebenfalls weltweit verkauft werden, stellt einen neuen Roman vor, „Brobyggarna“ (Die Brückenbauer), der zu einem Drittel in Afrika, und zu den weiteren zwei Dritteln in Norwegen und in London spielen. Sein Roman erzählt die Geschichte von drei Brüdern, die bei gleichen Voraussetzungen und Zielen dennoch drei verschiedene Wege gehen, wobei sich Jan Guillou bei diesem Werk auch mit einem Deutschland versöhnt, das er bisher wegen seiner französisch-norwegischer Herkunft mit gewissen Vorbehalten betrachtete.

Amanda Hellberg

Durch ein gemeinsames Seminar mit Camilla Läckberg konnte der Bokförlaget Forum (Bonniers) auch Amanda Hellberg etwas ins Rampenlicht setzen, was darauf schließen lässt, dass die Autorin, die nun ihr drittes „Horrorbuch“ auf den Markt brachte, auf eine schriftstellerisch erfolgreiche Zukunft zugeht. Mit „Tistelblomman“ (Die Distelblume) setzt die Autorin zum dritten Mal Maja Grå in eine Welt des Schreckens und des Übernatürlichen, die dem Leser bisweilen eine Gänsehaut verschafft.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Freitag, 23. September 2011

Deutschsprachige Autoren auf der Buchmesse in Göteborg

Die diesjährige Göteborger Buchmesse Bok & Bibliotek sollte nicht nur dem schwedischen Publikum die Vielfalt und die Reichhaltigkeit der deutschsprachigen Literatur aus Österreich, der Schweiz und Deutschland vorstellen, sondern auch bisher unveröffentlichten Autoren einen Einstieg in den schwedischen Buchmarkt bieten. Die Hoffnung mancher Jungautoren war daher auch einen Verleger in Schweden zu finden, der ihre Kunst zu schätzen weiß.

Doron Rabinovici (Österreich)

Unter den anwesenden deutschsprachigen Autoren waren einige, die bereits übersetzt wurden, wenn auch die meisten nur von kleineren Verlagen, die ein sehr enges Publikum ansprechen, wobei Anna Mitgutsch, Ferdinand von Schirach und Malinda Nadj Abonji die Ausnahmen waren, die bereits vor der Buchmesse Zugang zu den größeren schwedischen Verlagen gefunden hatten. Die Mehrheit der etwa 30 anwesenden deutschsprachigen Autoren war jedoch dem schwedischen Publikum bisher unbekannt.

Peter von Matt (Schweiz), Felicitas Hoppe (Deutschland)

Die Bücher der anwesenden Autoren zeigten mit Sicherheit die Bandbreite der deutschsprachigen Literatur, aber man musste sich die Frage stellen, ob die Verlage die Autoren und Bücher auch nach dem Aspekt der Übersetzbarkeit ausgewählt haben oder mehr in der Hinsicht zu zeigen wie ausgefeilt die deutsche Sprache sein kann. Ein Buch, das die deutsche Kritik mit Kusshand akzeptiert, muss kein Buch sein, das sich dann auch in die schwedische Sprache übersetzen lässt, denn man muss bei einem Buch nicht nur an die sprachlichen Schranken denken, sondern auch an die kulturellen.

Anna Mitgutsch (Österreich)

Bereits das Buch „Nytt på tyska Nu“, das während der Messe kostenlos verteilt wurde, zeigte an gut übersetzbaren Werken zahlreiche Grenzen der Übersetzung, da die Übersetzer zu sehr an den Worten und der deutschen Satzstruktur hingen als eine flüssige Übersetzung zu schaffen, die jeder Schwede mit großer Freude lesen will. Um die deutschsprachige Literatur einem schwedischen Publikum schmackhaft zu machen, so muss das übersetze Werk deutsche Mentalität in schwedischen Formulierungen vermitteln und keine steife Übersetzung nach Lehrbuch.

Angelika Reitzer (Österreich)

Auffällig am deutschen Stand war auch die Anzahl deutschsprachiger Kriminalromane, die von deutschsprachigen Besuchern der Buchmesse auch sehr begehrt waren. Aber wird ein Land mit so vielen Autoren von Kriminalromanen wie Schweden, das jedes Jahr zahlreiche Übersetzungen nach Deutschland verkauft, ernsthaft eine deutsche Lizenz kaufen, wenn der Krimi nicht wirklich über das schwedische Niveau hinausreicht? Leider zeigten die deutschsprachigen Verlage während der Messe, dass es noch ein weiter Weg ist um kulturelle Schwellen der verschiedenen Länder wirklich zu überwinden.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Donnerstag, 22. September 2011

Drei Länder, eine Sprache - Buchmesse in Göteborg

Die diesjährige Buchmesse in Göteborg, die zwischen dem 22. und dem 25. September in der Svenska Mässan stattfindet, steht unter dem Motto „Drei Länder, eine Sprache“ oder genauer genommen „tre länder, ett språk“ und soll vor allem die deutschsprachige Literatur den schwedischen Verlagen und dem schwedischen Buchpublikum näher bringen, zumal weitaus mehr schwedische Bücher ins Deutsche übersetzt werden als umgekehrt.


Die schweizer Verlage sind vom Motto der Messe wenig begeistert, da die Schweiz das Land der vier Sprachen ist und dadurch in Schweden so vermarktet wird, als würde man in diesem Alpenland ausschließlich deutschsprachige Literatur schaffen. Auch die Frage, ob man bei den drei Ländern wirklich von einer Sprache sprechen kann, ist ein häufig auftauchendes Thema, denn spricht und benutzt man in Österreich und in der Schweiz wirklich einen „deutschen“ Wortschatz oder haben sich hier nicht drei Sprachen entwickelt, die lediglich zur gleichen Familie gehören?

Herta Müller eröffnet die Göteborger Buchmesse

Während der 27. Buchmesse in Göteborg wollen 62 deutschsprachige Verlage und 30 Autoren aus den drei deutschsprachigen Ländern mit einem 170 Quadratmeter großen Stand, 20 Seminaren und 50 Programmpunkten ein schwedisches Publikum von der hohen Qualität der Literatur dreier Länder überzeugen, wobei man auf den ersten Blick den Stempel vom deutschen Börsenverband und dem Goethe Institut bemerkt, der sich weniger auf schwedische Wünsche einstellt, sondern die eigene Politik zur deutschen Literatur darstellt.

Dr. Harald Kindermann, Botschafter in Schweden

Auch wenn man gegenwärtig das Jahr 2011 schreibt, so sind insbesondere bei Autoren, Rednern und Diskussionsleitern aus Österreich und Deutschland der Zweite Weltkrieg und gelegentlich die Wende allgegenwärtig, die die moderne Literatur der beiden Länder geprägt haben sollen. Es mag sein, dass man in Deutschland und der Schweiz die 30er und 40er Jahre noch immer nicht voll verarbeitet hat, aber es ist sehr schwer dem schwedischen Publikum diese Trägheit zu vermitteln, das bei den Themen einiger wirklich jüngerer Autoren den Zusammenhang zwischen literarischer Aussage und Zweitem Weltkrieg kaum finden kann.

Peter Stamm, Anna Mitgutsch, Peter von Matt, Felicitas Hoppe
über deutschsprachige Literatur in drei Ländern

Bereits die Einweihung der diesjährigen Buchmesse zeigte ein gewisses Problem, da die in Schweden bekanntesten deutschen Autoren eine Vier-Wände-Paranoia zu haben scheinen und die Öffentlichkeit scheuen. Für eine Elfriede Jelinek war es natürlich undenkbar sich in Göteborg der Öffentlichkeit zu stellen, weshalb Herta Müller dann die Messe eröffnen durfte. Ihr jüngst übersetztes Buch erinnert an Rumänen und die Eröffnungsrede handelte von den Diktaturen der Welt, von Themen, die mit Sicherheit sehr wichtig sind, aber doch sehr wenig mit deutschsprachiger Literatur zu tun haben. Es bleibt daher die Frage, wie Deutschland unter diesen Voraussetzungen seine Literatur wirklich einem Schweden schmackhaft machen kann.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Samstag, 17. September 2011

Der Cartoonist und Künstler Jan Lööf in Göteborg

Vom 17. September 2011 bis zum 22. Januar 2012 findet man im Göteborger Kunstmuseum eine Ausstellung besonderer Art, die viele nicht in einem Kunstmuseum suchen, denn für viele Kunstliebhaber ist ein Zeichner von Cartoons, Karikaturen und Bilderbüchern mehr ein Handwerker als ein Künstler. Göteborgs Konstmuseum wagt daher einen Schritt in die Zukunft und gibt Jan Lööf den Platz, der er als Künstler auch verdient, nämlich einen Raum einer Kunstausstellung.


Die Ausstellung „Jan Lööf - bildmakaren“, bei der man auch die zahlreichen Bücher, die der Künstler illustriert hat, betrachten und lesen kann und einen alten Film in Ruhe ansehen darf, der noch in einer Epoche gedreht wurde als die Filme noch keine Farben hatten, ist weniger eine historische Darstellung seiner Werke, sondern eine Sammlung, die die Vielfalt seines Könnens in den Vordergrund setzt.


Jan Lööf hat mit seinen Werken Felix (1967 - 1973) und „Ville“ (1975 - 1976) über drei Jahrzehnte hinweg zahlreiche schwedischen Zeichner inspiriert, und die Illustration von Büchern zu einer Kunst erhoben. Seine Kinderbücher findet man noch heute in nahezu allen Ländern, da Jan Lööf mit seinen skurrilen Figuren eine zeitlose Fantasie wachsen lässt, die Kinder in das Reich der Erzählung führt in der sie die Wirklichkeit vergessen.


Den Hauptteil der Ausstellung „Jan Lööf - bildmakaren“ machen die Originalzeichnungen aus seinen verschiedenen Werken aus, die man hier zum ersten Mal aus aller Nähe betrachten kann. Viele seiner in Schweden allgemein bekannten Figuren sind jedoch auch als Modelle ausgestellt, die den Übergang von der gezeichneten zweidimensionalen Welt in eine dreidimensionale Welt ermöglichen in der gesamten aufgebauten Szene zu erfühlen sind.


Die Ausstellung von Jan Lööf, der heute überwiegend in Griechenland lebt, und der eine Hauptrolle in der Kinderserie Tårtan spielte, wird von einem Rahmenprogramm begleitet bei dem Jan Lööfs Welt dem Publikum auf das Anschaulichste näher gebracht wird. Einer der Hauptpunkte wird die dreistündige Marathonvorführung der Serie Tårtan während der Göteborger Kulturnacht am 14. Oktober. Die Ausstellung wird von einem reichhaltigen Ausstellungskatalog begleitet, der im Kunstmuseum erworben werden kann.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Freitag, 16. September 2011

Der Naturpark Rya Skog in Göteborg

Eines der vielleicht interessantesten Naturschutzgebiete Göteborgs liegt in einer Gegend, in der man vermutlich alles sucht, nur kein Naturschutzgebiet, denn der Rya Skog ist umgeben von Ölraffinerien, Hafenanlagen und einer bedeutenden Wasserreinigungsanlage der Stadt. Der kleine Wald erscheint daher wie eine kleine Oase, die um ihr Überleben kämpft und bei diesem Kampf auch mehrmals Opfer bringen musste.


Der Rya Skog, der sich auf der Göteborger Insel Hisingen befindet, ist das älteste Naturschutzgebiet Göteborgs und wurde bereits 1928 unter Schutz gestellt. Hauptziel sollte sein einen der ursprünglichsten Laubwälder Schwedens zu erhalten. Der Wald sollte sich auch in Zukunft einem Urwald entsprechend weiterentwickeln. Dreimal waren sich jedoch Industrie und Göteborger Politik darüber einig, dass man geschützte Teile des Waldes in Industriegebiet verwandeln konnte, erstmals 1946 und dann wieder in den 50er und den 60er Jahren.


Es ist wünschenswert, dass das noch erhaltene Naturschutzgebiet Rya Skog nicht weiterhin der Industrie weichen muss, die schon heute ihre Geräusche und unangenehmen Gerüche über die ältesten Eichen Göteborgs gleichmäßig verteilt. Zu allem Erstaunen fühlen sich jedoch die verschiedensten Vogelarten, einige darunter geschützt, dennoch in diesem relativ kleinen und sumpfigen Waldgebiet wohl. Eine der Ursachen ist sicher, dass man hier einen ursprünglichen Laubwald findet und auch sehr viel totes Holz zur Verfügung steht.


Das Naturschutzgebiet Rya Skog kann nicht, wie die anderen Naturschutzgebiete Göteborgs, kreuz und quer durchstreift werden, da man überall auf Morast und sumpfige Wasserflächen stößt. Die sicherste Methode ist daher den Wanderwegen zu folgen und seine Rast auf eine der erhöhten Wiesen zu verlegen, die man innerhalb des Naturschutzgebietes findet und die, nach alter Tradition, Ende August gemäht werden.


Der Rya Skog gilt als besonders artenreich, sowohl was Vögel betrifft, als auch hinsichtlich von Pilzen, Blumen, Kriechtieren und selbst einige Säugetiere haben hier ihre festen Reviere. Wenn man daher die Vielfalt dieses Naturschutzgebietes entdecken will, so sollte man mehrmals im Jahr einen kleinen Ausflug zum Rya Skog unternehmen, an dem man noch heute eine Befestigung aus dem 17. Jahrhundert finden kann und somit auch ein Stück Geschichte Göteborgs entdeckt.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Mittwoch, 14. September 2011

Fastfood, Café und Restaurantmesse in Göteborg

Am 13. und 14. September fand erstmals in der Svenska Mässan in Göteborg eine Fachmesse für Fastfood, Cafés und Restaurants statt bei der weniger die dort notwendigen Geräte angeboten wurde, sondern die jedem Unternehmen auf günstigste Weise den Ausbau seines Angebots zeigen wollte oder auch wie er seine Palette an Angeboten erweitern kann.

Regionale Produkte von Abba Seafood AB, Göteborg

Um die verschiedenen Lebensmittel allerdings auch kosten zu können, musste man mit leerem Magen zur Messe gehen, erst eine Runde drehen um sich über das Angebot zu informieren und anschließend die Produkte in der logischen Folge kosten, denn kaum ein Magen verkraftet sonst die Mischung von Fisch, Wurst, Fastfood und Süßigkeiten, gemischt mit den unterschiedlichsten Getränken, und kein Gaumen ist in der Lage dann auch noch den Geschmack bewerten zu können.

Käse aus der Gäsene Mejeri im Västra Götaland

Die Stärke der Messe Fastfood, Café und Restaurant in Göteborg ist die Präsenz lokaler Anbieter und das reiche Angebot an biologischen Produkten, die immer häufiger in Cafés und Restaurants in ganz Schweden zu finden sind, denn anspruchsvolle Kunden verlangen heute oft nicht nur Lebensmittel, die in der Nähe hergestellt werden, sondern fordern auch, dass sie nicht auf Kinderarbeit aufbauen und auch einen hohen, gesunden Nährwert aufweisen.

Cupcakes, die Modeerscheinung des Jahres

Natürlich spielt bei einer Fachmesse, die sich an Besitzer von Fastfood-Restaurants, Cafés und Restaurants wendet, Bake Off ebenfalls eine wichtige Rolle, da man dadurch in ganz Skandinavien die gleiche Qualität an Brot oder anderen Backwaren finden kann. Die auf der Messe vorhandene Marke Bonjour, garantiert so, dass man überall in Schweden Sauerteigbrot erhalten kann, wobei man am Stand sowohl das klassische Programm des Unternehmens finden konnte wie sämtliche ökologischen Produkte und auch die beliebtesten Waren zur Weihnachten, darunter die Lussekatter.

Sauerteig und ökologische Backwerke von Bonjour

Cafés, die entweder nicht selbst backen wollen oder nicht über die dazu nötigen Einrichtungen verfügen, haben auf der Messe mehr die Qual der Wahl, denn die unterschiedlichsten Unternehmen Schwedens bieten bei der von easyFairs organisierten Messe hunderte von Produkten an, die vom klassischen Kleingebäck und den üblichsten Torten bis zu den modernsten Geschmackskreationen reichen. Bei der enormen Auswahl ist es allerdings unmöglich auch nur von den Nachspeisen oder Torten zu kosten, die man noch nicht kennt und muss bei der Wahl auch nach Gefühl gehen.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Sonntag, 11. September 2011

Livat på Landet im Göteborger Liseberg

Am 10. und 11. September 2011 findet im Göteborger Vergnügungspark Liseberg zum zwanzigsten Mal die kleine Landwirtschaftsmesse „Livat på Landet“ statt bei der die Besucher nicht nur landwirtschaftliche Produkte kaufen können, sondern auch auf amüsante Weise das frühere Landleben wieder entdecken, also die gemütliche Seite des Landlebens, ohne moderne Maschinen und computergesteuerte Anlagen.


Für die Liebhaber alter Traktoren und landwirtschaftlicher Geräte der 50er und 60er Jahre ist „Livat på Landet“, dem fröhlichen Landleben, ein Besuch auf jeden Fall wert, denn während der zwei Tage kann man in Liseberg eine Vielzahl an historische Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen nicht nur aus der Nähe sehen, sondern sie werden bei mehreren Vorführungen auch in Gang gesetzt, da jedes Ausstellungsstück noch heute voll funktionsfähig ist.

Alpakas in Liseberg

Kinder jeden Alters werden natürlich überwiegend von den Tieren angezogen, die man normalerweise nicht in der Stadt findet. In Liseberg können die jungen Besucher nicht nur Kälber, Schafe, Ziegen, Kaninchen und Enten aus aller Nähe betrachten und sogar streicheln, sondern sie finden selbst Alpakas, die kleinen Kamele, die ursprünglich in den Anden zu Hause waren, und erfahren wie Alpaka-Wolle gewonnen wird.

80 % wilde Mirabellen, 20 % Zucker von Ingalenna Lagergren

Aber auch wer landwirtschaftliche Produkte sucht, wird bei „Livat på Landet“ seine Funde machen, denn hier wird hausgemachte Marmelade, im Landgården hergestellte Wurst und schwedischer Honig jeder Geschmacksrichtung angeboten. Kaum an einer anderen Stelle wird man so viele eigene Honigmischungen finden wie während der kleinen Messe. An zwei Tagen im Jahr kann man in Liseberg, zum Beispiel, Honig mit Limegeschmack oder sogar mit Schokolade kosten.


Wer dann noch an den verschiedenen Marktständen entlang bummelt, kann natürlich auch frisch gebratene Maiskolben kosten, sich über biologische Hautprodukte informieren oder jede Art von Strohfiguren preisgünstig erwerben, die in Schweden eine lange Tradition haben. Auch die Fortentwicklung der Holzschnitzereien, die früher in nahezu jedem Bauernhof praktiziert wurde, findet man bei „Livat på Landet“ in Liseberg, denn heute versuchen sich immer mehr Schweden an der Skulptur mit der Motorsäge.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Samstag, 10. September 2011

Göteborgs Internationella Konstbiennal 2011

Im Jahre 2001 wurde in Göteborg die erste internationale Kunstbiennale arrangiert, eine Biennale, die die moderne Gegenwartskunst aus allen Ländern der Welt ins Zentrum setzt. Die sechste Kunstbiennale in Göteborg seht unter dem Motto „Pandemonium - Art in a Time of Creativity Fever“, wobei sich der Name Pandemonium auf die Hauptstadt des Teufels in Miltons Roman „Das verlorene Paradies“ bezieht, in der der Teufel jedoch nicht das Böse ist, sondern Gott nur herausfordert sein Bestes zu geben.

Sarat Maharaj, Kurator der Kunstbiennale

Dieses Jahr wird die Göteborger Kunstbiennale vom Kunsthistoriker Sarat Maharaj geleitet, einem Professor des Goldsmiths' College in London, der gegenwärtig Visual Art and Knowledge Systems im schwedischen Lund unterrichtet und Ko-Kurator der documenta in Kassel im Jahre 2002 war. Gemeinsam mit seinen drei Ko-Kuratoren holte Sarat Maharaj rund 40 der bedeutendsten Gegenwartskünstler nach Göteborg, die ihrem Publikum in Göteborg und Uddevalla eine Herausforderung an die technisierte Welt bieten.

Ulrika Sten, Projektleiterin der Kunstbiennale

Die Künstler, die ihre Werke unter Pandemonium darstellen, schaffen ebenfalls eine neue Welt und sehen das 20. Jahrhundert als verlorenes Paradies, das von den heutigen Bürgern fordert ihre Existenz neu zu überdenken um nicht in einer robotisierten Welt unterzugehen, sondern mit den erworbenen Kenntnissen eine Alternative zu finden und das Leben neu zu erfinden. Eine Welt im Wandel muss nicht bedeuten Träume zu verlieren, sondern kann auch neue Träume und neue, alternative Wege schaffen.

Åsa Sonjasdotter - The Order of Potatoes

Gerade in diesem Sinne wird Kunst bei der diesjährigen Göteborger Kunstbiennale Pandemonium zu einem Grenzgebiet, die auch abstrakte Abwege unserer Gesellschaft darstellt. Åsa Sonjasdotter mit ihrem Werk „The Order of Potatoes“, das sie bereits im Jahre 2009 begann, ist hier ein deutliches Beispiel der Abstraktion, denn an Hand von einem Grundnahrungsmittel stellt Åsa deutlich dar, dass immer häufiger Politik und Kapital über das Leben entscheiden und unsere Entscheidungsfreiheit, auch die künstlerische, immer mehr eingeschränkt wird.

Jimmie Durham - Mistakes and Plans

Auch das Werk „Mistakes and Plans“ von Jimmie Durham stellt die Rolle der Gesellschaft mit seinem Werk in Frage. Er nimmt dafür die Hitlersteine als Ausgangspunkt, Granitblöcke, die Hitler aus dem Bohuslän bestellte, um damit ein Siegesmonument in Berlin zu errichten, Jahre bevor der Krieg für ihn zu Ende war. Natürlich ist für Jimmie Durham nicht Hitler das Thema, sondern der Wunsch aller Politiker sich in Monumenten unsterblich zu machen und hiermit ihre Siege und ihre Macht ausdrücken.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Mittwoch, 7. September 2011

Die Älvsnabben im Seefahrtmuseum in Göteborg

Während einer Projektarbeit der Kunsthochschule Valand in Göteborg entstand eine muldimediale Ausstellung im Göteborger Seefahrtmuseum, die vom 7. September 2011 bis zum 8. Januar 2012 besucht werden kann. Die teilnehmenden Künstler gaben der Ausstellung den Titel „Älvsnabben - Drömmen om ett annat Göteborg“, also „Älvsnabben - Der Traum von einem anderen Göteborg“, einer Reise zwischen Wirklichkeit und Traum, eine Reise zwischen zwei oder auch mehreren Göteborg.


Im Grunde sind die Fähren Älvsnabben, die das Festland Göteborg mit der Insel Göteborg verbinden und nahezu im Zigzag vom südlichen Älvstrand zum nördlichen Älvstrand und zurück fahren, nichts anderes als ein tägliches Fortbewegungsmittel für all jene, die auf der „anderen“ Seite des Göta Älv arbeiten, studieren oder auch zur Schule gehen. Nur im Sommer gesellen sich zu dieser Schicht dann auch immer wieder Touristen, die einen „anderen“ Blick über Göteborg gewinnen wollen.


Die Älvsnabben sind eine Art Ruhepol mitten in der Stadt auf denen man in eine neue Zeitzone eintritt, denn man ist nicht mehr in der Stadt und kann seinen Blick auf einige hundert Jahre Geschichte fallen lassen, je nachdem wohin man seinen Blick schweifen lässt und wie viel man von der Stadt weiß. Schließt man dann die Augen, so verschmelzen das Göteborg der Könige mit jenem der Arbeiter und die Geräusche des Wassers und der Boote lassen das nahe Meer ahnen.


Die Valand-Studenten haben für die Realisierung ihres Projekts immer wieder die Älvsnabben benutzt, mit Zeichenpapier, Fotoapparat und um Laute und Töne aufzuzeichnen. Sie haben jede Ecke der Boote erforscht um anschließend im Sjöfartmuseet in Göteborg ihre persönlichen Älvsnabben in Wort, Ton und Bild darzustellen. Ohne seinen Fuß auf eines der Boote zu setzen kann man im Museum in etwa einer Stunde von einem „anderen Göteborg“ träumen.


Es ist nicht wichtig in welcher Reihenfolge man die Werke der Ausstellung Älvsnabben betrachtet, man muss sich nur Zeit nehmen zu lauschen, zu beobachten, zu lesen und seine Augen immer wieder zum Göta Älv schweifen lassen, wobei der Besucher der Ausstellung besonders den sechs Lautsprechern lauschen sollte, die alle eine Haltestelle der Älvsnabben repräsentieren, und einen Flussspaziergang durch Göteborg ermöglichen, eine Reise von Lilla Bommen bis nach Klippan.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Sonntag, 4. September 2011

Antichambre im Hasselblad Center in Göteborg

Zwischen dem 3. September und dem 30. Oktober findet man in den Ausstellungsräumen des Hasselblad Center in Göteborg die Ausstellung „Antichambre“ der jungen schwedischen Fotografin Marie Andersson, die im Jahre 2008 ein Stipendium der Hasselblad-Stiftung erhielt und in Malmö lebt und arbeitet. „Antichambre“ ist die erste größere Präsentation der Werke von Marie Andersson.


„Antichambre“, das Wartezimmer, besteht aus etwa 30 Werken der Fotografin. Die Bilder entstanden zwischen den Jahren 2003 und 2011 und zeigen dadurch die fotografische Reise von Marie Andersson, die sehr deutlich zu sehen ist, da sie immer wieder zu ihrem Lieblingsmotiv zurückgreift, der Kamera als Teil einer architektonischen Struktur und damit dem Betrachter immer wieder vor Augen hält, dass er vor einer Fotografie steht und nicht der Realität.


Marie Andersson lädt mit ihren Fotos im Hasselblad Center den Betrachter in eine verborgene Welt ein, die sich gleichzeitig in der Gegenwart und der Vergangenheit befindet und mit ihrer Vielschichtigkeit immer noch ein weiteres Detail versteckt. Von einer nahezu mathematischen Struktur gelangt man schließlich in einen Spiegelraum, der einem Labyrinth gleicht und mehr versteckt als preis gibt.


Die Vergänglichkeit einer fotografischen Zeitaufnahme drückt Marie Andersson mit ihrer Installation „Verket Sal 4, plan 5“ am deutlichsten aus, bei der man mit moderner Technik in das 17. Jahrhundert zurückversetzt wird. Die beiden Bilder, die auf eine schwarze Leinwand projiziert werden, verblassen durch den Lichteinfluss täglich mehr, bis sie zum Ausstellungsende ganz verblasst sind und nur noch die Erinnerung bleibt.


Marie Andersson nimmt die Kamera nicht nur als Handwerkszeug, sondern auch als Motiv und schafft damit nahezu surrealistische Bilder, die man aus der Nähe und der Ferne gleichzeitig betrachten muss, um damit sein eigenes Bild zu schaffen, in dem die zahlreichen Details an ihren Platz gerückt werden. Der Fotografin ist es mit „Antichambre“ gelungen eine fotografische Poesie zu schaffen, die man nicht nur betrachten muss, sondern die es zu entdecken heißt.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Samstag, 3. September 2011

Vegetarische Messe in Göteborg

Am 3. September 2011 fand in der Svenska Mässan in Göteborg erstmals eine vegetarische Messe statt, die den Titel Bra Mat-Mässan hatte, was soviel bedeutet wie „Gutes Essen-Messe“. Die Veranstalter wollen die Messe in Zukunft zu einem jährlichen Ereignis machen und gleichzeitig die größte vegetarische Essensmesse des Schwedens schaffen.


Auch wenn das Ziel hoch gesteckt scheint, wenn man dieses Jahr den relativ kleinen Messeraum besuchte, so hat jede Messe im ersten Jahr einige Anlaufschwierigkeiten, da die Mehrheit der Unternehmen, die an einer Messe teilnehmen, eine Erfolgsgarantie wollen und daher erst einmal eine oder auch zwei Messen abwarten, bevor sie sich für eine Teilnahme entscheiden.


Auf den ersten Blick konnte man auch entdecken, dass die Messe nicht von professionellen Messearrangeuren veranstaltet wurde, sondern von Liebhabern vegetarischen Essens, denn der Aufbau war zusammengewürfelt und für jemanden, der nicht drängeln wollte, war es es bislang schwierig das Angebot eines gewissen Stands entdecken oder eine Geschmacksprobe erringen zu können. Die Erfahrung diesen Jahres wird jedoch sicher bei der kommenden Messe zu einem etwas besseren Ergebnis führen.


Wer auf der vegetarischen Messe in Göteborg einen Überblick über das Angebot an vegetarischen Produkte gewinnen wollte, wurde nicht enttäuscht, denn an den Messeständen wurde ein breites Angebot geboten, das von den unterschiedlichsten Sojaprodukten über Sauerteigbrote und landwirtschaftliche Produkte bis zu Fleischersatz und Gewürzen für die vegetarische Küche führte.


Trotz der verschiedenen Vorträge für Fachbesucher und für allgemeine Besucher, so mussten die Besucher der diesjährigen Messe auf zwei sehr wichtige Ereignisse verzichten, die eine vegetarische Messe zu einem wirklichen Erfolg machen kann. Es gab keine Stände an denen man neue Ideen zur vegetarischen Küche und Rezepte finden konnte und, es gab auch kein vegetarisches Restaurant, das an diesem Tag einen bedeutenden Umsatz machen können hätte.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin