Sonntag, 31. Oktober 2010

Sophie Calle im Hasselblad Center in Göteborg

Gleichzeitig mit der Verleihung des Hasselblad-Preises an Sophie Calle präsentiert das Hasselblad Center in Göteborg die Ausstellung „True Stories“ der französischen Fotografin, die sich selbst weniger als Fotografin sondern die Fotografie als eine der Möglichkeiten sich auszudrücken sieht. Eine Besonderheit der aktuellen Ausstellung ist daher auch, dass jedes Foto von einem erklärenden Text begleitet ist und „True Stories“ mehr als eine erzählende Installation als als Fotoausstellung zu sehen ist.


Sophie Calles Ausstellung im Hasselblad Center, die bis zum 13. Februar 2011 besucht werden kann, ist eine Art Selbstbiographie, eine Erzählung, bei der man der Künstlerin ab dem Alter von zwei Jahren folgen kann. Natürlich hat Sophie Calle das erste Foto der Serie nicht selbst geschossen, aber für sie ist es nicht wichtig jedes Foto auch selbst zu machen, sondern Geschichten zu verfolgen und zu erzählen.


Wenn man den Fotos chronologisch folgt und die einzelnen Texte liest, so bekommt man als Betrachter das Gefühl Sophie Calle zu entdecken und zu kennen, denn sie gibt eine Unzahl an Geheimnissen preis, die nur sie kennen kann. Und doch bleibt die Frage nach Erzählung, Traum und Wirklichkeit vorhanden, wobei man letztendlich feststellen muss keinen wirklichen Zugang zur Person Sophie Calle gefunden zu haben.


Mit ihrer künstlerischen Offenheit überrascht die Künstlerin Sophie Calle den Betrachter ihrer Werke in verschiedener Hinsicht. So wirft ihr Foto „Young Girl's Dream“, das zwei Vanilleeiskugeln mit einer Banane darstellt, mehr Fragen auf als es Antworten gibt. Allein dieses Foto erzählt mehrere Geschichten, die sicher für irgend jemanden Wahrheit sind. Auch für Sophie Calle?


Die Fotos zu „True Stories“ entstanden ab 1988, wobei die gesamte Ausstellung im Hasselblad Center aus 30 großformatigen Fotografien mit entsprechenden Erklärungen besteht, zu der weitere dreizehn frühe Werke von Sophie Calle kommen. Das Thema der gesamten Ausstellung kreist um Erinnerungen, Phantasie und Liebesbeziehungen von Sophie Calle.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Samstag, 30. Oktober 2010

Sophie Calle erhält in Göteborg den Hasselblad-Preis

Am 30. November wurde der französischen Künstlerin Sophie Calle im Stadttheater Göteborg der 30. Hasselblad-Preis in Höhe von einer Million Kronen überreicht, einer Künstlerin, die nicht wusste, dass es den Hasselblad Preis gibt, wer Viktor Hasselblad war und von der niemand viel weiß, obwohl sie ihre Persönlichkeit in Ausstellungen und Installationen zur Schau stellt.

Sophie Calle

Sophie Calle ist vermutlich die erste Fotografin, die den prestigeträchtigen Hasselblad-Preis erhielt, obwohl sie die Fotos zu ihren Ausstellungen nicht immer selbst macht, sondern, wie in einem Fall, die Fotos eines Privatdetektivs benutzt, der ihr eine Zeit lang durch die Straßen von Paris folgte und seinerseits wiederum von einem befreundeten Fotografen verfolgt und fotografiert wurde.

Die Gruppe Räfven

Sophie Calle, deren Fotos oft von einem kurzen, erklärenden Text begleitet werden, scheint sich mit ihren Fotografien ständig dem Betrachter auszuliefern, und dennoch lässt sie offen, ob sie die Wahrheit oder die imaginäre Wahrheit darstellt. Aus ihrem Leben ist daher kaum etwas wirklich bekannt, denn sie überlässt die Auswertung ihrer Fotografien und Texten dem Kritiker und dem Betrachter.

Stephan Eicher

Die Preisverleihung im Göteborger Stadttheater war begleitet von einer künstlerischen Umrahmung höchsten Niveaus. Die musikalische Unterhaltung leistete die Göteborger Gruppe Räfven, deren Musik in keine vorgegebene Kategorie passt und daher dem künstlerischen Ausdrucks Sophie Calles sehr nahe kommt. Die französische Musikeinlage leistete Stephan Eicher, der in den letzten Jahren vor allem mit dem französischen Autor Philippe Dijan zusammenarbeitet.

Sophie Calle erhält den Hasselblad-Preis

Der Dokumentarfilmer Ben Lewis zeigte während der Zeremonie der Preisverleihung an Sophie Calle seine persönliche Darstellung der Künstlerin und der Etoile der Pariser Oper, Marie-Agnès Gillot, tanzte Ravels Bolero in einer einzigartigen Form, was zu stehenden Ovationen führte. Zum Abschluss der Vorstellungen zeigte Sophie Calle, dass sie nicht nur fotografieren kann, sondern auch über Humor verfügt, indem sie zusammen mit Stephan Eicher und den Räfven auf die Bühne trat.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Samstag, 23. Oktober 2010

Der Bauernmarkt in der Haga Nygatan in Göteborg

Solange die Witterung es im Herbst zulässt und die Landwirte in der Umgebung Göteborgs noch in Ihren Gärten und auf den Feldern ernten können, findet man jeden Samstag an der Haga Nygatan im Göteborger Stadtteil Haga den Bauernmarkt, der so manches Jahr selbst Ende Oktober noch von Interesse sein kann.


Bauernmarkt in der Haga Nygatan bedeutet für die Bewohner Göteborgs vor allem frisches Gemüse zu finden, das hier direkt von von Bauern verkauft und nicht erst bei Zwischenhändlern in Kühlhallen gelagert wird. Das Angebot ist sehr vielseitig, jedoch immer der Jahreszeit angepasst, was auch dazu führt, dass viele Göteborger bereits sehr früh am Morgen an den Ständen sind und dann für die ganze Woche einkaufen.


Die Idee des Bauernmarkts in der Haga Nygatan entstand vor allem dadurch, dass immer mehr Göteborger Ware suchen, die in nächster Umgebung angebaut wird und nicht erst mit Lastwagen durch mehrere Länder transportiert wird. In der Nähe angebaut ist natürlich ebenfalls relativ, da einige der Landwirte, die man in Haga findet, bis zu 250 Kilometer von Göteborg entfernt ihre Güter haben, wenn auch noch im Västra Götaland.


Auch wenn der Bauernmarkt in Haga nicht den Anspruch stellt biologisch angebautes Gemüse und entsprechende Früchte zu bieten, so wird dennoch etwa die Hälfte der Produkte auf natürliche biologische Weise angebaut. Im Zweifel reicht es den Verkäufer zu fragen auf welche Weise er sein Gut bewirtschaftet. Dort angebotenes Fleisch durchlief natürlich die offiziellen Kontrollen.


Auf dem Bauernmarkt in Haga findet man natürlich nicht nur Gemüse und Früchte, sondern auch andere Produkte, die man sonst nirgends in der Stadt finden kann. Viele der Bauern bieten selbstgemachte Marmelade, frisch gebackenes Brot oder selbst Heidelbeeressig an. Einige von ihnen greifen bei ihren Rezepten zu alten Traditionen und bieten daher Produkte, die man nur noch in Haga findet.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Symbole Göteborgs

Jede Stadt hat seine Symbole, wobei man jedoch einen Unterschied dazwischen machen muss was touristisch als Symbole betrachtet wird, was ein Besucher der Stadt als Symbol empfindet und was die Bewohner der Stadt selbst als Symbol empfinden. In Göteborg findet man daher vier verschiedene Hauptgruppen an Symbolen, die sich jeweils an eine bestimmte Gruppe richten.


Wenn man die Bewohner Göteborgs fragt, so werden viele die Johanna am Brunnsparken, den Kopparmärran am Kungsportsplatsen, die Statue von Gustav II Adolf und den Schlosswald nennen, da man sich hier trifft, entspannt oder, wie im Fall des Schlosswaldes, auch feiert. Es handelt sich daher um Stellen, an denen das Leben pulsiert.


Verantwortliche für den Tourismus der Stadt sprechen lieber von Liseberg, der Avenyn, dem Riesenrad, der Götheborg, Haga und der Feskekôrkan, da hier der finanzielle Aspekt des Tourismus nicht vergessen werden wird und das Symbol mit einer Aktivität verbunden werden muss, die einen Besucher auch beschäftigt und zum Kauf bewegt.


Wer sich mehr für imposante oder geschichtsträchtige Bauten interessiert, wird bei einem Symbol Göteborgs unmittelbar an die Nya Älvsborgsfestung denken, an die Masthuggskyrkan, sowie an die alte Festungen Skansen Kronan und Skansen Lejonet, obwohl Göteborg über weitaus ältere und architektonisch interessantere Gebäude verfügt, die jedoch in die Stadt eingebettet wurden und daher nicht unmittelbar ins Auge fallen.


Wer jedoch mit eigenem Boot oder einer Fähre aus Deutschland oder Dänemark nach Göteborg kommt, wird erneut andere Bauwerke mit Göteborg verbinden, angefangen von der Insel Vinga, dem ersten Zeichen der Stadt, bis zur Älvsborgsbron und schließlich der wartenden Frau des Seemanns, die auf ihrem Turm neben dem Seefahrtmuseum über den Göta Älv blickt.

Copyright Text und Foto: Herbert Kårlin

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Ein Tag Göteborgspass im Oktober

Viele Besucher Göteborgs, die ein Maximum von der Stadt sehen wollen, erwerben zuerst einmal den Göteborgspass, was im Sommer bisweilen eine bedeutende Ersparnis bedeuten kann, wenn auch weit von entfernt von jener, die die Werbung verspricht. Was aber, wenn man im Oktober, Januar, März oder einem anderen Nebensaison-Monat mitten in der Woche nach Göteborg kommt? Hier entdeckt man in der Regel, dass der Kauf ein Verlustgeschäft ist, da von den versprochenen Aktivitäten kaum eine zur Verfügung steht.

Göteborg im Wintermantel

Die erste Voraussetzung für eine Ersparnis ist bereits, dass man sich den Göteborgspass bereits vor seiner Ankunft in Göteborg kauft, damit man von den kostenlosen Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln profitieren kann. Allerdings kostet ein Fahrschein für 24 Stunden ohnehin nur 65 Kronen, der es zudem erlaubt, seine Kinder (bis 20 Jahren!) kostenlos mitzunehmen. Bei einer Drei-Tageskarte sind die Fahrten sogar noch billiger.

Eines der Aquarien um Universeum

Von all den teuren Angeboten, die man mit dem Göteborgspass „kostenlos“ nutzen kann, steht während der Woche nur das Universeum zur Verfügung. Wer sich daher für Naturwissenschaft in abenteuerlicher Atmosphäre interessiert, kann unter Umständen mit dem Göteborgspass einen kleinen Gewinn machen, vorausgesetzt, man interessiert sich noch für andere Museen, die man innerhalb der Öffnungszeit besuchen kann.

Im unterirdischen Flugmuseum Aeroseum

Da es während der Woche keinerlei Rundtouren oder Führungen gibt und selbst das Riesenrad still steht, so sollte man mit dem Göteborgspass, nach dem Universeum, auf jeden Fall den Utkikken im Läppstiftet hoch fahren und den Ausblick über Göteborg genießen. Um jedoch ein kleines Schnäppchen zu machen, muss man dann unmittelbar das Flugmuseum Aeroseum besuchen, da man die fünf städtischen Museen auch ohne Göteborgspass für 40 Kronen ein ganzes Jahr über besuchen kann und der Eintritt bis zum 25. Jahr ohnehin kostenlos ist.

Hommage à Textilia im Röhsska Museum

Da die meisten Museen zur Nebensaison nicht täglich geöffnet sind, das Volvo Museum zu weit außerhalb der Stadt liegt und die städtischen Museen mehrheitlich um 17 Uhr schließen, muss man sich nach dem Aeroseum beeilen noch eines der Museen zu besuchen, damit man vom Göteborgspass auch profitieren kann, wobei die Tagesbesucher, die mit den Booten aus Kiel kommen, bei diesem Programm anschließend vielleicht gerade noch bei einem Afterwork die Atmosphäre der Stadt entdecken können, bevor sie die Straßenbahn zurück zur Fähre nehmen müssen.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Dienstag, 19. Oktober 2010

Die Gymnasiumtage in Göteborg

Für Schüler, die von der Grundschulstufe in die Gymnasialstufe kommen, ist es in Schweden extrem wichtig die Zukunft zu planen und das geeignete Gymnasium auszuwählen, da es später sehr schwierig wird von einem Bereich in den anderen zu wechseln, da die verschiedenen Gymnasien in Schweden nicht nur auf eine bestimmte Studienrichtung vorbereiten, sondern in sehr vielen Fällen auch eine Berufsausbildung integrieren.


Während der dreitägigen Gymnasiumtage (Gymnasiedagarna) in der Svenska Mässan in Göteborg haben die Schüler aller Schulen des Västra Götalands die Möglichkeit sich über die verschiedenen Schul- und Ausbildungszweige ausführlich zu informieren und mit Lehrern und Schülern der entsprechenden Schulen ausführliche Gespräche führen.


Erst einmal muss man sich als Schüler unter 18 Grundrichtungen entscheiden, wovon sechs auf die verschiedenen Zweige einer weiterführende Hochschulausbildung vorbereiten und zwölf Zweige der beruflichen Ausbildung dienen und zur Fachhochschulreife führen. Jede dieser Grundrichtungen bietet dann noch bis zu fünf Untergruppen, was bedeutet, dass man als Schüler unter etwa 60 verschiedenen Ausbildungen zu wählen hat.


In Göteborg und dem Västra Götaland gibt es zudem einige sehr kleine Privatgymnasien mit sehr spezifischen Einrichtungen wie Bootsbau oder das Seefahrtsgymnasium bei dem man ab dem ersten Schuljahr bereits sehr viel Zeit auf hoher See verbringt und alle grundlegenden Examen ablegt, die unter anderem auch die Möglichkeit bieten, anschließend in 18 zusätzlichen Monaten zum Kapitän auf hoher See aufzusteigen. Oder die International High School bei der der gesamte Unterricht nur in Englisch stattfindet und das Trabgymnasium bei dem Pferdesport und Pferdepflege im Vordergrund stehen.


Gymnasien in Schweden bilden nahezu in jedem Beruf zwischen Häusermakler, Friseur, Automechaniker und Programmierer aus, legen aber auch den Grundstock für Musiker, Sportler und angehende Meeresbiologen. Jede der Schulen bietet einen gewissen Grundstoff an, der dann von einem sehr bedeutenden fachbezogenen Stoff ergänzt wird. Die Gymnasiumtage in Göteborg sind bei so einem reichhaltigen Angebot eine optimale Chance einen Überblick über die Schulen des Västra Götaland zu gewinnen, denn mit der Wahl der Schule stellt man die Weichen für seine Zukunft.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Montag, 18. Oktober 2010

Die Haga Nygatan in Göteborg

Der Stadtteil Haga in Göteborg gehört zu jenen Teilen der Stadt, die vermutlich jeder Besucher während seines Aufenthalts mindestens einmal besucht. Viele der Besucher betrachten Haga als Altstadt Göteborgs, da man hier die so typischen Landshövdingehus findet und vieles an den Beginn des 19. Jahrhunderts erinnert. Auch wenn der Begriff Altstadt bei Haga völlig falsch angewandt wird, so handelt es sich dennoch um einen geschichtsträchtigen Teil Göteborgs.


Wer Haga besucht meint meistens nicht den gesamten Stadtteil, sondern vor allem die Fußgängerzone Haga Nygatan, die die Haga Kyrkan mit der Landsvägsgatan und damit dem Järntorget verbindet, da diese Straße zu den animiertesten Göteborgs gehört und hier das Leben zu pulsieren scheint. Hier findet man im Herbst die biologischen Märkte und zu Weihnachten den bekanntesten Straßen-Weihnachtsmarkt der Stadt.


Die meisten Bauwerke an der Haga Nygatan waren früher Arbeiterwohnungen, die dann später von Künstlern bewohnt wurden und sich heute zu teuren Spekulationsobjekten entwickelten. In den Erdgeschossen von fast jedem der Gebäude an der Haga Nygatan findet man einen besonderen Laden, ein kleineres Restaurant oder ein Café, die alle sehr gut besucht sind. Das bekannteste Gebäude an der Straße ist vermutlich das Café Husaren, wo man die größten Zimtschnecken Göteborgs findet.


Aber auch wer alte Bücher oder antike Gegenstände in Göteborg sucht, wird zuerst die Haga Nygatan besuchen, wo man in den meisten Fällen fündig wird. Wer die Straße und das Ambiente entdecken will, muss sich Zeit nehmen, den einen oder anderen Laden betreten, und vor allem von einem der Straßencafés aus das rege Leben betrachten.


In der Haga Nygatan findet man das kleine Museum „Eisenträger Pettersson“, das nur sehr wenige Tage im Jahr besichtigt werden kann und die Skulptur Hagas Historia. Von hier aus sollte man auch einen kurzen Abstecher zum 200 Meter seitlich liegenden kleinen Linnéparken machen, von wo aus man über unzählige Treppen auch die frühere Verteidigungsanlage Skansen Kronan erreichen kann und einen unvergesslichen Blick über Göteborg gewinnt.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Sonntag, 17. Oktober 2010

Herbstliches Cafémilieu in Göteborg

Göteborg gehört zu den Städten in denen mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühling Cafés ihre Stühle und Tische an die Straße stellen, wo sie dann bis November stehen und Gäste anzuziehen. Jeder Strahl Sonne wird hier mit einem Kaffee verbunden, der im Freien getrunken wird. Aber selbst zu Afterwork um 17 Uhr findet man noch bei Temperaturen von gerade einmal 6 Grad noch jemand, der sein Bier und Essen im Freien einnimmt.


Wer dieses Gefühl der Göteborger zu ihren Straßencafés erleben will, muss an einem Sonnentag nur an der Avenyn, der Vasagatan, der Linnégatan oder der Haga Nygatan suchen, denn hier treffen sich alle Schichten der Bevölkerung und genießen in einem der zahlreichen Cafés die geringste Wärme, die die Sonne nach Göteborg trägt.


Während man während der touristischen Epoche im Sommer oft kaum einen freien Platz an den Tischen der Straßencafés findet, die oft auch kleinere Gerichte anbieten und bisweilen selbst eine Schankgenehmigung haben, findet man im Frühling und Herbst fast immer einen freien Tisch, wobei jedoch, vor allem an einem sonnigen Samstag, in der Haga Nygatan die Schlange zur Theke beträchtlich lang sein kann.


Da es im Oktober oder November jedoch, selbst bei Sonne, nicht mehr so warm in Göteborg ist, dass man sich, ohne besondere Vorkehrung, ungeschützt lange an einen Tisch an der Straße setzen will, bieten die Cafés in Göteborg einen Service, der allen Gästen sehr willkommen ist. Auf jedem Stuhl findet man bei kühler Witterung eine Wolldecke, die man sich auf die Knie legen oder in die man sich einwickeln kann.


Im Gegensatz zu Südfrankreich oder Spanien, wo man die kühle Luft durch die Installationen unterschiedlicher umweltfeindlicher Heizquellen aufwärmt, will die Mehrheit der Göteborger wirklich die Sonne genießen und fühlen und wärmt sich daher mit einer natürlichen Quelle auf, einer Wolldecke. Mit dieser Methode kann man in Göteborg acht Monate lang im Freien einen Kaffee trinken und von der Sonne profitieren.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Samstag, 16. Oktober 2010

Steinmetz Christer Ohlsson im Röhsska in Göteborg

Zwischen dem 16. Oktober und dem 21. November stellt erneut ein Handwerker sieben Kunstwerke im Röhsska Museum in Göteborg aus. Zum neunten Mal wurde nun ein Handwerker damit betraut seine Arbeit in künstlerischer Weise darzustellen. Die vorher ausgestellte Maurerin Katarina Ekestubbe hatte Christer Ohlsson gewählt, der sonst nur im Großformat arbeitet.


Der Steinmetz Christer Ohlsson sollte, wie bereits seine Vorgängerin, sieben Werke schaffen, die die Vielseitigkeit der Arbeit eines Steinmetz ausdrückt, wobei auch Christer gezwungen war seine Werke an die Größe der Ausstellungskästen anzupassen und erstmals aus einem Handwerk in vorgegebener Zeit Kunst zu machen, die auch Besucher der Röhsska Museums anspricht.


Christer Ohlsson arbeitet seit 23 Jahren als Steinmetz, wobei er Granit als Arbeitsmaterial bevorzugt. Wer seine Aussage, dass Stein eine lebende Materie ist, verstehen will muss nur seine Werke und die verschiedenen Arten von Granit genauer betrachten und dann die Lebenszeit einer Materie relativieren. Für Granit sind 1000 Jahre zu sehen wie ein Tag für einen Menschen.


Wer die sieben Werke Christer Ohlssons im Röhsska betrachtet, versteht auch, dass man Stein mit Gefühl und Respekt behandeln muss und dass ein einziger falscher Schlag mit einem Meißel einen gesamten Block zerstören kann. Nur wer Stein fühlen kann wie Christer ist auch in der Lage aus einem Stück fast unförmigen Steines eine fein strukturierte Kugel entstehen zu lassen.


Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Formen wie jene, die Christer Ohlsson nun im Röhsska Museum ausstellt, von Kunsthandwerkern geschaffen um bedeutende Gebäude zu personalisieren und um Pfeiler von Parkanlagen künstlerisch erscheinen zu lassen. Heute greift man, auch aus finanziellen Gründen, zu Betonguss, dem die Wärme und die Persönlichkeit von Stein fehlt.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Freitag, 15. Oktober 2010

Amazing Graphics in der Stadsbibliotek in Göteborg

Vom 16. bis zum 21. Oktober präsentiert die Sektion für Grafik der Göteborger Kollektivverkstad für Künstler in der Göteborger Stadsbibliotek ihre jüngsten Werke. Die sogenannte Grafikverkstad mit etwa 40 Mitgliedern benutzt alle grafischen Techniken zwischen Linoldruck, Lithografie und Kupferstich. Während der aktuellen Ausstellung kann man die Werke von 12 grafischen Künstlern des Västra Götalands finden.

Künstler: Jacqueline Nowicka

Die Konstnärens Kollektivverkstad Göteborg (KKV) im Kulturreservat Klippan ist ein Künstlerverein, der 1974 gegründet wurde um aktiven Künstlern den Zugang zu Einrichtungen zu bieten, die sich einzelne Künstler entweder nicht leisten können oder in einem normalen Künstleratelier keinen Platz finden und daher im Gebäude des alten Zuckerbruchs gemeinsam genutzt werden können.

Künstler: Nigel Ford

Die Ausstellung Amazing Graphics ist die dritte Ausstellung des Jahres der grafischen Sektion bei der ein größeres Publikum nicht nur die Arbeiten der Künstler betrachten und kaufen kann, sondern wo die Gruppe auch über Arbeitsmethoden spricht und eine kleinere Ausstellung mit künstlerischem Werkzeug bietet und dem Besucher damit einen kleinen Einblick in die technischen Möglichkeiten bei der Schaffung von künstlerischer Grafik bietet.

Künstler: Eva Hallström

Da es sich bei grafischer Kunst nur selten um Einzelexemplare, sondern um limitierte Auflagen handelt, sind die Werke in der Regel relativ preisgünstig und werden nicht nur von Privatpersonen, die grafische Kunst zu schätzen wissen, erworben, sondern vor allem auch von öffentlichen Institutionen und Unternehmen, die mit Kunst die Monotonie einer Wand durch ein künstlerisches Werk unterbrechen wollen.

Künstler: Inger Berholdsson

Die in der Stadsbibliotek ausgestellten Werke sind nicht nur von der angewandten Technik sehr unterschiedlich, sondern spiegeln auch die Persönlichkeit der verschiedenen Künstler. Da die Aufnahmebedingungen für die KKV voraussetzen, dass jeder Künstler über eine solide Kunstausbildung verfügt und von seiner Kunst leben kann, stellen in der Stadsbibliotek nur die besten grafischen Künstler Göteborgs und des Västra Götalands aus.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Die Bostadsmässan 2010 in Göteborg

In Göteborg, wie auch in ganz Schweden, spielen Eigentumswohnungen nach schwedischem Modell eine bedeutende Rolle. Nicht nur Neubauten werden sehr häufig nach diesem Modell erbaut, sondern auch ältere Gebäude werden sehr häufig in Bostadsrättswohnungen umgewandelt, was bedeutet, dass die Bewohner zwar die Wohnung besitzen, sämtliche Arbeiten und die laufenden Kosten dann in monatlichen Zahlungen, teils in beträchtlicher Höhe, leisten müssen.


Die Bostadsrättsmässan, die vom 14. bis zum 16. Oktober in der Svenska Mässan in Göteborg stattfindet, richtet sich zum Teil an die Besitzer dieser Eigentumswohnungen, vor allem jedoch an die Verwalter entsprechender Gebäude oder Wohnkomplexe und Baufirmen, die in Wohnungen nach Bostadsrätt setzen. Obwohl dieser Markt in Schweden eine astronomische Höhe erreicht, findet man auf der Bostadsrättsmässan in Göteborg bisher relativ wenige ausländische Anbieter.


Das Leitthema der Bostadsrättsmässan 2010 ist Energie sparen, zukunftsweisendes Wohnen und Komfort, auch wenn man dieses Thema nirgends direkt beworben sieht. Zahlreiche der Anbieter haben jedoch eine Lösung zur Einsparung von Energie oder der optimalen Nutzung vorhandener Energie parat. Zwischen optimal isolierten Fassaden bis zu verglasten Balkonen findet man jeden Anreiz des umweltgerechten Bauens und Renovierens.


Während ein klimagerechtes Modellhaus alle problematischen Aspekte eines Hauses mit einfachsten Worten und Demonstrationen erklärte, wo selbst der richtige Standort des Kühlschranks und des Mikrowellenherdes besprochen wird, greifen einzelne Stände vor allem die Probleme von Heizung, Warmwasser oder Abfallbeseitigung auf, wobei jeder Stand mit Zahlenbeispielen aufwarten kann und über die jüngsten Bestimmungen Europas in ihren Gesprächen hinweisen.


Auf zwei Bühnen werden während der dreitägigen Messe für Eigentumswohnungen im stündlichen Rhythmus Vorträge und Podiumsdiskussionen veranstaltet, die von alle Themen handeln, die für diese Wohnkomplexe von Interesse sein können. Hier wird über die Computersteuerung in modernen Häusern geredet wie über die gemeinsame Anlage von Grünflächen, Kinderspielplätzen, die Absicherung von Gebäuden oder die ideale Finanzierung.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Kosovo in Progress im Hasselblad Center in Göteborg

Vom 13. Oktober bis zum 21. November findet man im Galleriegang des Hasselblad Centers in Göteborg die Ausstellung Kosovo in Progress des schwedischen Fotografen Åke Ericson, der sich bereits durch mehrere Bildreportagen aus Krisengebieten einen Namen machte, indem er in seinen Bildern nicht zur farbenprächtigen, blutigen Sensation greift.

Åke Ericson

Seit dem Jahr 2000 arbeitet Åke Ericson als freier Fotograf, wobei er im Jahre 2008 in Schweden als Fotojournalist des Jahres ausgezeichnet wurde. Seine Fotos werden in den bedeutendsten Zeitungen und Zeitschriften in der ganzen Welt veröffentlicht, wobei er sich seit dem Jahre 2000 vor allem durch seine Bilder aus dem Ostblock hervorhob.


Für seine Bildreportage Kosovo in Progress reiste Åke Ericson ab dem Jahre 1999 zehn Jahre lang regelmäßig in das gleiche Dorf in Kosovo, das 1998 von der serbischen Luftwaffe angegriffen und in Schutt und Asche gelegt wurde. Da das Dorf Loxha als eine Hochburg der Befreiungsarmee Kosovos betrachtet wurde, kamen die Serben nach dem Luftangriff mit Raupen um selbst den Rest der Häuser dem Erdboden gleichzumachen.


Åke Ericson kam drei Monate nach Ende des Krieges erstmals nach Loxha und begann den Neubeginn dieses Dorfes zu fotografieren, das bis heute nicht seine ursprüngliche Schönheit zurückgewonnen hat, auch wenn Åke seine Aufgabe als Foto-Dokumentalist mittlerweile als beendet betrachtet. Er hat all das fotografiert, das das Leben und die Hoffnung der Dorfbewohner seit dem Krieg ausdrückt.

Loxha 1998

Im Galleriegang des Hasselblad Centers in Göteborg kann man 16 großformatige Fotos zu Kosovo in Progress sehen, die die verschiedensten Aspekte des Dorfes Loxha darstellen. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen Åke Ericsons verstärken die Wirkung der Fotos, die den Wiederaufbau zeigen, nicht nur jenen der Häuser und der Landwirtschaft, sondern auch den moralischen Wiederaufbau, indem er das erste Weihnachten, eine Hochzeit oder in Trümmern spielende Kinder zeigt.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Dienstag, 12. Oktober 2010

Klöppelkunst im Kulturzentrum Frölunda in Göteborg

Zwischen dem 25. September und dem 31. Oktober kann man im Kulturzentrum Frölunda in Göteborg eine Kunstrichtung entdecken, die heute als nahezu ausgestorben gilt. Es handelt sich dabei um die Kunst Spitzen auf traditionelle Weise zu klöppeln. Diese Ausstellung, bei der 20 Kunsthandwerker teilnehmen, trägt den Namen Trådkunst på sin spets, die perfekte Fadenkunst.


Die Ausstellung im Frölunda Kulturzentrum erklärt die Geschichte der Klöppelkunst vom Beginn bis zu den heutigen Tagen, wobei hier nicht nur das jeweilige Handwerksgerät gezeigt wird, sondern auch die Bedeutung von Spitzenkunst in Mode, Schmuckherstellung und als Kunstform betrachtet wird, denn auch wenn die früheren Spitzenkragen oder Deckchen überwiegend verschwunden sind, so lebt die Klöppelkunst heute in neuer Form als Kunsthandwerk fort.


Bei der Ausstellung Trådkunst på sin spets entdeckt man Kunstwerke der bedeutendsten Textilkünstler und Kunsthandwerker Schwedens, aber auch Leihgaben des Vereins Svenska Spetsar und das Vadstena Spetsmuseum. Vadstena kann als das Zentrum der schwedischen Klöppelkunst betrachtet werden, wo man die Tradition des schwedischen Klöppelns bis ins 17.Jahrhundert zurückverfolgen kann.


Parallel zur Ausstellung Trådkunst på sin spets finden im Kulturzentrum Frölunda auch mehrere Workshops und Einführungskurse ins Klöppeln statt. Drei Vorträge über Klöppelkunst im Verlauf der letzten Jahrhunderte runden das Thema ab, wobei hier auch Goldbroderie, Seide und Weben oder Spitzenkragen zur Zeit von Gustav Adolf als Themen mit aufgenommen werden.


Ebenfalls parallel zur Ausstellung Trådkunst på sin spets kommen die vier historischen Klöppelmaschinen, die sich bisher im kleinen Spitzenmuseum in Gingri bei Borås befanden, nach Göteborg. Seit dem 9. Oktober kann man nun die einsatzfähigen Maschinen in der Göteborger Remfabrik finden. Mit Hilfe dieser Maschinen aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts werden dort bis zu 100 verschiedene Spitzen aus Leinen und Baumwolle auf traditionelle industrielle Weise hergestellt.

Copyright Text: Herbert Kårlin - Fotos: Irene Kårlin