Freitag, 25. September 2009

Bok & Bibliotek, mehr als nur eine Buchmesse in Göteborg

Während in den meisten Buchmessen der Welt vor allem Vertreter eines Verlages Bücher vorstellen und daher ein geistiges Werk in dritter Hand präsentieren geht die Göteborger Buchmesse einen anderen Weg. So sind unter anderem über 500 schwedische Autoren auf der Buchmesse vertreten, die nicht nur Papier sprechen lassen, sondern auch persönlich ihre Werke vorstellen.


Ein Buch, bei dem auch der Autor zum „anfassen“ ist und der sein letztes Werk öffentlich vorstellt verliert die Unpersönlichkeit und kann daher einen Leser auf ganz andere Weise fesseln als ein Werk, das nur über Rezensionen verherrlicht oder zerrissen wird. Bei Bok & Bibliotek erfährt man die Hintergründe eines Buches und erfährt die Motivation des Autors, was einem Buch Leben einhaucht.


Wer zum Beispiel aus dem Munde Rosa Monteros erfährt, dass sie ihr erstes Buch als „Jugendsünde“ betrachtet wird es auf andere Weise angehen als ohne diese Information. Und wer ihre Einstellung zum Schreiben kennt, die sie mit „escribir es tan intensa como amar“ beschreibt, kann die Stärke ihrer Worte erfassen, einer Frau, die sagt, dass sie während der Aktion des Schreibens immer zwischen zwei Welten verkehrt und vom Schreiben von eines „pasión“ spricht.


Und selbst ein Jugendbuch wie De starkare von Ingmar Frimansson versteht man besser wenn man aus ihrem Mund hört, dass sie das Buch gar nicht schreiben wollte sondern der Anlass ein Preisausschreiben einer Zeitung war, sie aber vom Thema so gefangen wurde, dass sie nach Ende der Ausschreibung ihre eigene Version über jugendlicher Einwanderer schreiben musste, die von Zusammenprall zweier Kulturen spricht. Und es wird von Bedeutung, dass ein Haus, an dem sie täglich vorbeiging und in dem Immigranten untergebracht waren abbrannte, wie jenes, das sie in ihrem Buch abbrennen ließ.


Und selbst ein historischer Roman von Jan Guillou bekommt eine andere Form wenn man ihn über Geschichte und sich selbst reden hört. Nachdem man ihm 20 Minuten am Stand der Buchmesse in Göteborg gelauscht hat beginnt man sich eine Meinung über den Autor zu machen und sieht seine Bücher nicht mehr losgelöst von seiner persönlichen Denkweise sondern beginnt sie von seiner Warte aus zu sehen.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

1 Kommentar:

  1. Das ist ja klasse, daß man die Autoren selber hört und sieht. Wie Du schon sagst, man bekommt einen ganz anderen Blickwinkel auf die Werke, wenn man den Schreiber selber kennengelernt hat. Wir waren in leipzig zur Buchmesse und da gab es auch vereinzelt Autoren, die aus ihren eigenen Büchern vorgelesen haben. Das fand ich noch viel besser, als das Buch selbst zu lesen. Manchmal gibt es hier in der Nähe in Bibliotheken oder Schulen Buchleseabende, an denen Schriftsteller ihre neuen Werke vorstellen und Teile daraus vorlesen, einfach herrlich! Schließlich kann der Verfasser selbst am besten die Stimmung herüberbringen, die er beabsichtigt hat.

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