Mittwoch, 7. Juli 2010

Die schwedische Sünde im Nostalgicum in Göteborg

Bis heute hat Schweden den Ruf des Landes der sexuellen Freiheit, einen Ruf, den der Journalist David Brown im Jahre 1955 im prüden Amerika schuf und der nach seinem Artikel im Time Magazine in der ganzen Welt verbreitet wurde und Schweden bis heute in ein Licht setzt, den das Land nie hatte, denn die sexuale Aufklärung, die Schweden in den 50er Jahren in den Schulen begann, war weit entfernt vom Sittenverfall, den David Brown in den düstersten Farben schilderten und einen Sex-Tourismus ins Land brachte, der in seinen Erwartungen enttäuscht wurde.


Das Museum Nostalgicum in Göteborg hat den Artikel des Time Magazines als Anlass zur Ausstellung „Myten om den svenska synden“, das Mythos um die schwedische Sünde, genommen und schildert an Hand von zahlreichen Originaldokumenten und Ausstellungsstücken die Änderungen des schwedischen Sexualverhaltens der 50er und 60er Jahre und der mit dem Umbruch des schwedischen Systems Hand in Hand ging.


Die Ausstellung im Göteborger Museum Nostalgicum will dem Besucher keine Meinung aufdringen und zieht es vor die Ausstellungsstücke und Dokumente für sich sprechen zu lassen, auch wenn dem interessierten Besucher sehr schnell klar wird, dass die ersten schwedischen Filme mit nackten Brüsten mehr eine politische Aussage hatten als eine Unmoralische oder gar pornografische.


Bereits fünf Jahre bevor der Film „Hon dansade en sommar“ oder das Buch „Sommaren med Monica“ geschrieben waren, gab es in Deutschland Beate Uhse mit ihrem erotischen Handel. Die ersten Vibratoren, die in der Ausstellung des Nostalgicums gezeigt werden oder die erotischen Zeitschriften, die man in der Ausstellung der 50er und 60er Jahre findet sind harmloser als so manche Fernsehsendung der heutigen Tage und wurden in fast allen europäischen Ländern, teils unter dem Ladentisch, bereits verkauft.


Die sexuelle Aufklärung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen kam in Schweden mit Sicherheit etwas früher als in den meisten anderen Ländern und war weiter als noch heute in Teilen des modernen Amerika, aber wie diese Aufklärung aussah und was die schwedische Sünde ausmacht, das kann man am deutlichsten bei einem Besuch der Ausstellung „Myten om den svenska synden“ feststellen.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

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